Untertitel: Wie unsere Wortwahl unsere Sicht auf Kinder beeinflusst.
Wie wär's, wenn ihr mal die typischen Sätze von Eltern/ Erzieher über Kinder auseinandernehmt und inwieweit sie ein unbewusstes negatives Bild von Kindern offenbaren. Und dann eine Gegenüberstellung, wie man alternativ formulieren kann und wie das gleich dazu führt, dass man das Kind positiver wahrnimmt und sich wahrscheinlich auch verständnisvoller verhält.
Also ich höre dauernd (und vor allem bei u2/u3 Kindern!) sowas wie: "Er will mich dauernd provozieren!" "Sie testet gerade extrem aus!" "Sie will unbedingt ihren Willen durchsetzen!" "Er macht nur Blödsinn!" "Terrorschnecke, Terrorzwerg, etc" "Es geht ihm gar nicht um sie Sache, das ist ein Machtspiel!" "Sie bockt nur rum!" "Er will mich ärgern!" "Er ist unfreundlich, unverschänt, unhöflich, rotzfrech!" (aber auch: "sie ist soooo brav") (Könnte gerade ewig weiterschreiben)
Beim Lesen habe ich festgestellt, dass ich solche Sätze zum Glück nie sage und sie auch "verwunderlich" finde, wenn sie andere benutzen, zumindest bei Kindern unter 3. LG K.
Er bockt nur rum sage ich auch und finde das jetzt nicht verwerflich Es ist für mich die Beschreibung des Zustandes..."ich und er sind unterschiedliche Meinung und es ist (für mich ) gerade etwas schwerer einen Konsens zu finden...
Finde ich nicht negativ angehaucht ...
Und das einer Blödsinn (Faxen, Quatsch) macht, sage ich oft zu allen möglichen Leuten, unabhängig vom Alter...finde ich jetzt auch legitim, da 3 jährige nicht auszuschließen
Maschu, ich weiß was Du meinst. Das ist aber nicht das, was ich vor meinem geistigen Auge hatte als ich laetizias Post gelesen hatte. Da dachte ich eher an die Mütter/Omas/Erzieherinnen/... die über 1jährige diese Sätze sagen. Klar "bockt" jedes Kind mal und ich finde es bei größeren auch nicht schlimm, das so zu sagen. Aber über einen 1,5 jährigen, der mitten im Trotzanfall ist und grad selber nicht weiß, wie ihm geschieht zu sagen "Er testet seine Grenzen aus." oder "Pass auf, er will nur seinen Willen durchsetzen" ist schon etwas "grenzwertig". Ich glaube schon, dass viele das gar nicht wissen, dass Kinder das nicht "mit Absicht machen" oder was vielleicht hinter bestimmten (negativ erscheinenden) Verhaltensweisen steckt. EIn bisschen Aufklärung kann da nicht schaden.
Na, es kommt natürlich sehr auf das Alter des Kindes (deswegen schrieb ich ja u2/u3 dazu) und die Situation an.
Ich sage auch mal lachend "Na, was machst du denn da für Blödsinn?" (Wobei ich eher Quatsch verwende) zu meinem Großen. Ich bezog mich da eher auf solche Situationen, wo ein Kind einfach die Welt entdeckt und nicht vorsätzlich irgendwas Falsches macht, sondern es eben spannend findet, was passiert, wenn man sich Eis in die Haare matscht oder die Schorle über nen Käfer schüttet oder wenn es freudestrahlend mit einem anderen Kind fangen spielt und dabei übermütig das andere Kind zu Boden wirft. Und dann rutscht es noch mit dem Kopf voraus die Rutsche runter und tut sich dabei weh und ruiniert das Kleid der Mutter, weil es sich heulend auf den Schoß setzt ohne sich vorher den Matsch vom Popo zu wischen. Und am Ende des Tages heißt es dann, das Kind habe ja mal wieder NUR Blödsinn gemacht.
Dass mein Kind "bockt", sage ich tatsächlich nicht, irgendwie denke ich, dass es immer einen Grund gibt, warum er gerade nicht kooperativ sein kann (und dann gilt es, diesen Grund zu finden). Aber mein Kind ist ja auch noch jünger, und ne, "negativ besetzt" finde ich den Ausdruck jetzt auch nicht unbedingt. Aber wenn die andere Krippenmama mir erzählt, ihr Kind (18 Monate) "bocke den ganzen Tag rum" und zwar, weil es keine Jacke anziehen will und sie es dann körperlich dazu zwingt (und der Arm echt verdreht aussah) und das Kind dann weint, dann finde ich die Formulierung irgendwie unpassend.
Auf jeden Fall macht die Masse das "Problem". 2-3 der Formulierungen zu verwenden bedeutet ja nicht gleich, dass man das Kind als zu formendes Mängelwesen sieht, dessen Willen man unbedingt brechen sollte. Aber viele der Formulierungen und dann auch noch bei ganz schön kleinen Kindern... Hm, da finde ich tatsächlich, dass man da (unbewusst) kein besonders schönes Kinderbild zeichnet. Zumindest versucht man da nicht, das bestmögliche Motiv für das kindliche Verhalten zu suchen, sondern nutzt so schöne vorgefertigte Phrasen, die man ständig hört, und verbucht jegliches kindliches Verhalten unter "Grenzen austesten", "Trotzphase", "Willen durchsetzen" und rechtfertigt dann damit sein Vorgehen..
"Ach ist das ein tolles Kind - die ist so brav, die merkt man überhaupt nicht"
Sagt mein Vater & meine Stiefmutter gern über unsere Tochter! Hab da mit ihnen schon mal ne Grundsatzdiskussion geführt - ohne Erfolg! Sie sagen es immer wieder!
Find ich ganz furchtbar! Aber spiegelt das Denken der Generation deutlich wieder!
Zitat von Emmi1984Der Klassiker, den ich da am meisten "liebe!...
"Ach ist das ein tolles Kind - die ist so brav, die merkt man überhaupt nicht"
Hach... Mir wurde mal gesagt: "Wahnsinn, wie du den im Griff hast! Der hört ja total gut!"
(Ja, mit 2 hat man gewöhnlich keinen Gehörschaden, natürlich "hört" er gut?! Und dass er so oft tut, worum ich ihn bitte, hat vielleicht gerade was damit zu tun, dass ich ihn nicht IM GRIFF habe. Hüstel)
Das von heute morgen passt irgendwie hier ins Bild.
Also der Kleine will ja grad bei Hosen, T-Shirts und Schuhen immer selber bestimmen, was er anzieht. Das klappt auch meist, indem ich ihm z.B. 7 Shirts oder 5 Hosen zeige und er nimmt sich dann das, was ihm grad gefällt. Heute morgen zeigte ich ihm Hosen. Er: "Die". Dann wars aber doch nicht richtig und das ganze nochmal auf Start und er "Die". Nein, dann wars die auch nicht. Ich wollte dann mal "durchgreifen" und habe gesagt, Du hast die selber ausgesucht und nun wird sie angezogen. Da brüllt er wie am Spieß und strampelt mit den Beinen, so dass es unmöglich ist, die Hose anzuziehen. Naja, ich bin dann erstmal in die Küche und hab ihm gesagt, er soll sich selber die Hose aussuchen und nach 10 min kam er mit einer an. Ok. 10 weitere Minuten später das gleiche Spiel mit den Schuhen. Nein, die Sandalen sind kaputt (vom Bobbycar), die will er nicht anziehen. Ok, also gut. Welche Schuhe möchtest Du denn? ... überleg...überleg...überleg... Also welche Schuhe? .... überleg....überleg... "Die". Ok, Schuhe angezogen und endlich können wir los, mindestens 5 min zu spät.
In der Krippe saßen sie schon am Tisch und ich so entschuldigend "Ja, der Kleine hatte es heute wieder schwer mit anziehen". Da antwortet die Erzieherin: "Ja, da muss wohl in der Vergangenheit schon was schiefgegangen sein, da muss man auch mal Grenzen setzen."
Hmmm. Ja. Was meint Ihr? Muss ich da "Grenzen setzen". Und wie sollte das denn aussehen? Dass ich ihm die Schuhe anziehe und mit dann das Geschrei anhöre? Und was mache ich, wenn er die Schuhe wieder auszieht? So lange unter Protest wieder anziehen, bis er aufgegeben hat? Mir leuchtet irgendwie nicht ein, was wir davon hätten. Er schreiend, heulend und traurig und ich total genervt und weil ich dran schuld bin, auch noch voll von schlechtem Gewissen.
Mein Fehler ist glaub ich eher, dass ich 15 min früher aufstehen sollte und diese Anziehdiskussion einfach mit einplanen sollte. Aber ich krieg es nicht hin, "unnütz" eher aufzustehen.
Zitat von Schnatterinchen...Da antwortet die Erzieherin: "Ja, da muss wohl in der Vergangenheit schon was schiefgegangen sein, da muss man auch mal Grenzen setzen."
...sorry, aber ich kann das immer gar nicht glauben....
Wo um himmels Willen wohnt ihr??? In unserem Kiga ist nie auch nur annähernd so ein Satz (oder ähnliches) gefallen.
Es wird nur angesprochen, wenn sich ein Kind mal wieder "anders als gewöhnlich" verhält, aber ohne Unterton oder so...einfach nur als Feststellung.
Achja...das Thema "durchgreifen"...habe ich bei meinem Kleinen längst abgehakt. Er würde dann ähnlich wie dein Kleiner reagieren..ich biete ihm dann auch nicht immer was an, sondern sage gleich, suche dir was aus, oder frage, wie er es machen möchte usw. geht i.d.R. schneller als "durchgreifen"
Und gewöhne dir doch bitte mal an, das Gelaber (oder nett ausgedrückt...wenig hilfreiche Kommentare) von anderen zu irgnorieren. Bei mir wäre die Hirnzelle, die das (dumme) Gequatsche zwischengespeichert hat spätestens beim Rumdrehen wieder für hilfreichere Informationen formatiert
Hihihi maschu, ja, klar dachte ich mir heute morgen "Ja, ja, laber mal ruhig. Kompetent ist das nicht gerade...".
Aber es passte irgendwie so gut zu dem Thread hier und ich wollte es im Wesentlichen als aktuelles Beispiel "aus dem Leben gegriffen" hier mal schreiben. Ich weiß genau, dass ich mit meiner Methode schneller und gemütlicher ans Ziel komme und würde so einen schlauen Tip eh ignorieren. Genau wie den, den ich mal vom Kinderarzt bekam. Der meinte nämlich, ein Kind dürfe nicht bei den Eltern im Bett schlafen. Da dachte ich mir auch "Jaja... "
Ich wohne nicht weit von Leipzig weg, aber nicht in Sachsen.