Hallo seit langem mal wieder. Seit einiger Zeit zeigt meine Tochter (4 Jahre, 4 Monate) Angst vor Situationen, in denen es grob gesagt um Autorität/Macht/Zuwiderhandeln geht. Da ihr so viel lest, hoffe ich, euch ist sowas schonmal irgendwo untergekommen und ihr könnt mir einen Lektüretipp geben? Ich hole mal ein bisschen aus: K. war und ist ein sehr aktives Mädchen, offen mit Menschen, empathisch, lebensfroh. Seit nun einem Jahr ist sie große Schwester, hat ihren Bruder lieb, natürlich bleiben Reibereien nicht aus, aber alles harmlos und verständlich. Ich weiß nicht recht, wann es anfing, dass sie bei manchen Trickfilmen Furcht empfand, zunächst ganz nachvollziehbar bei kritischen Situationen (zB Gefahrensituationen bei Heidi), sodass sie die Serie nicht mehr gucken mochte. Kein Problem, ist schließlich keine Pflichtveranstaltung. Auch dass ihr Hexe, Wolf etc in den Märchen (also vorgelesen) zu gruselig sind, kann ich verstehen. Mittlerweile wird es aber "extremer" (die Anführungszeichen deswegen, weil ich es jetzt auch wiederum nicht als so extrem finde, als dass es ihre oder unsere Lebensqualität stört), sie hat mich neulich gestoppt, als ich das Lied von Hänsel und Gretel sang und zur Strophe mit der Hexe kam. Was mich mehr irritiert als die Angst vor Hexen u.ä. ist die Furcht vor alltäglichen Situationen. Bsp. Wir haben ein Buch der Reihe "Die wilden Zwerge", in denen eine Kindergartengruppe Kochtag hat. An einer Stelle tritt die strenge und mürrische Kindergartenleiterin auf, die einen Jungen, der sich an einem Messer geschnitten hat, zum Arzt fahren will. Es passiert - in meinen Augen - nichts schlimmes, außer eben, dass besagte Leiterin schimpft, was in dieser Gruppe wieder los ist. Das ist meiner Tochter schon zu viel, wir müssen diese Seite überblättern. Bei anderen Büchern ähnlicher Effekt. Kinder machen etwas, das zuvor verboten wurde, oder es wird ein ernsthafterer Ton angeschlagen. Meine eigene Erziehung ist nicht autoritär. Natürlich gibt es einige Regeln, ansonsten wird aber nichts großartig im Vorfeld problematisiert. Ich versuche, mit ihr zu reden und zu erklären, warum/wie ich bestimmte Dinge sehe, bin insgesamt (nach meinem empfinden) sehr verständnisvoll und geduldig. Mein Mann ist strenger als ich, aber ingesamt nicht streng im klassischen Sinn. Insofern weiß ich nicht, woher ihre Angst rührt, da wir keine Eltern sind, die sich gegenüber ihren Kindern machtvoll aufspielen oder angsteinflößend sind. Oft scheint sie mir auch unsere Erlaubnis abzuwarten, ob sie etwas darf, kommt zB manchmal erst zu mir in die Küche, um zu sagen, dass sie aufs Klo muss, als sollte ich das absegnen. Oder hat sich unbemerkt etwas aus der süßen Schublade genommen, isst es dann aber nicht heimlich, sondern versteckt es so halbheimlich hinterm Rücken mit fragendem Gesicht, anstatt direkt zu fragen (oder eben heimlich zu naschen). Mir fällt es schwer, das hier zu vermitteln. Ich hoffe, ihr versteht, worauf ich hinaus will. Möglicherweise ist das ja auch gängiges Kinderverhalten, aber bei anderen ist mir das bisher nicht so aufgefallen. Sie ist ansonsten auch kein duckmäuserischer, eingeschüchterter Typ, falls das Bild hier entstanden sein sollte. Vielleicht versucht sie nur ihre Welt zu kategorisieren, da sie momentan auch sehr darauf achtet, was ok ist und was nicht. "Mama, schubsen darf man nicht, oder?" Ich würde sie nur gerne für die Situationen stärken, die ihr Angst machen, weiß aber nicht recht, wie.
Angst ist ein Thema, zu dem ich in nächster Zeit einen Artikel schreiben wollte - dazu stehen schon 3 Bücher in meinem Schrank und warten darauf, gelesen zu werden. Ich bin also momentan vollkommen ahnungslos, was das betrifft. Meine Große ist ja extrem furchtlos - der Kleine zeigt ähnliche Tendenzen, wie Deine Tochter und es kann gut sein, dass es sich in die gleiche Richtung entwickelt.
Im Grunde gibt es nur zwei Möglichkeiten - entweder sie haben das Angst haben als Mittel entdeckt, Aufmerksamkeit zu bekommen (hatte meine Tochter mit etwa 2,5 Jahren - da hatte sie vor allem Angst, auch vor dem Laternenpfahl) oder sie empfinden tatsächlich Furcht. Wie man damit umgeht, weiß ich bisher nicht - aber ich lese es nach und werde darüber schreiben.
hier im Forum gibt es auch noch einen nicht öffentlichen Teil, da kannst du dich für anmelden, wenn du magst. Ich würde mich sehr freuen, dich häufiger zu lesen Da trauen sich vielleicht auch andere, zu diesem Thema zu schreiben!
Ich habe mir bisher noch keine Gedanken dazu gemacht, aber mein Großer (3), ebenfalls sehr aktiver, willenstarker Wirbelwind, hat zur Zeit auch solche Tendenzen. Wobei ich darüber nun nachdenken muss, denn mit Schimpfen etc an sich hat es nicht viel zu tun. Es ist eher so, dass ihm manches Angst macht, wenn es zu spannend bzw. zu aufregend wird. Bei "Der Unfall" von den wilden Zwergen z.B. darf ich nie die erste Seite lesen, es geht immer ab der zweiten los.
Ich glaube, bei meinem Großen hat es viel mit sich entwickelnder Empathie zu tun. Er kann sich nur zunehmend besser in andere hinein versetzen und leidet deswegen richtig mit. Vielleicht ist das bei deiner Tochter auch so? Also, dass sie nun verstehen kann, wie schlimm etwas für z.B. Hänsel und Gretel sein muss, und es ihr deswegen momentan besonders Angst macht? Besonders stark reagieren Kinder natürlich, wenn es Situationen sind, die sie selbst schon mal erlebt haben. Da müssen keine "künstlichen" Gefühle erzeugt werden, sondern die Erinnerung an die selbst erlebten Gefühle kommt hoch und verstärkt damit alles. Vielleicht hat deine Tochter z.B. im Kindergarten mal mitbekommen, wie eine Erzieherin durch die Tür geschimpft hat, und irgendwie war dieses Ereignis für sie prägend (warum auch immer, man steckt nicht drin), und deswegen identifiziert sie sich total mit den armen wilden Zwergen in dieser Situation. Oder, sie begreift sogar schon, dass die armen, lieben Erzieherinnen doch gar nichts dafür können und nun zu Unrecht eins auf den Deckel kriegen. Ungerechtigkeit von Seiten Erwachsener ist ja ein gaaaanz schweres Thema für Kinder.
Hm, das waren jetzt meine ersten spontanen Gedanken dazu! Wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich das teilweise kenne, dass mein Kind etwas nicht mehr schauen will, Seite überblättert, etc.
Was ich auch häufiger erlebe, sind Kinder, die sehr oft "Angst" kommunizieren, oft aber ein anderes Gefühl dahinter steckt. Die haben einfach die Verknüpfung hergestellt: unangehmes Gefühl = Angst. Da hilft es, einfach jedes Mal gemeinsam rauszufinden, was das eigentliche Problem sein könnte, und das dann zu benennen. Aber das klingt bei deiner Tochter ja ganz anders...
Meine Tochter hat das auch! Ich erzähle jeden Abend vor dem Schlafen eine Geschichte von der kleinen Giraffe Nala, das ist für meine Kinder total wichtig. Einmal kam eine Tante in der Geschichte vor, die übellaunig drauf war und die Kinder maßregeln wollte. Ich fand das witzig und hätte das am Ende so gedreht, dass die Tante als blöde dasteht. Aber als ich zum maßregeln kam, hat meine große panisch geschrieen, dass ich eine andere Geschichte erzählen soll. Mein Mann und ich mussten uns so zusammenreißen nicht loszulachen. Es war irgendwie echt absurd und witzig, weil einfach nichts gefährliches beschrieben wurde von mir.
Es wird langsam wieder besser und ich mach mir da absolut keine Sorge. Vielleicht freut es dich ja, dass es anderen auch so geht.