ich bin ein begeißteter Mitleser dieses Blogs und vergleiche besonders gern die Entwicklungsschritte im ersten Jahr mit denen meiner Tochter.
Meine Tochter ist 11 Monate alt und hatte heute ihren ersten Kitaeingewöhnungstag. Mein Problem ist, dass sie ein kleiner Beißer ist. Meist aus Überschwenglichkeit und Energie heraus. Ich hatte auch erst das Prizip verfolgt zu weinen und Nein zu sagen. Nun hab ich euren Beitrag dazu gelesen und werde das Verhalten nun ignorieren. Ist ja auch plausibler.
Ja, nun heut war ihr erster Kitatag und sie hat prompt ein anderes Baby in die Wange gebissen. Ich wusste im ersten Moment nicht, wie ich reagieren sollte, bzw. ob ich überhaupt reagieren muss, oder die Erzieher. Wir Eltern sollten uns ja eigentlich nur hinsetzen und evtl. als tröstender Anker reagieren. Also hatte ich erstmal nichts gemacht. Ich durfte mir dann auch gleich Vorwürfe von dem Papa anhören und für mich war der Tag gelaufen. Wie würdet ihr darauf reagieren? Ich habe mich natürlich entschuldigt aber ich kanns nun auch nicht mehr ändern. Die Erzieherin meinte dann zu mir, ich solle beim nächsten Mal sie gleich wegsetzen und sagen, dass das nicht Ok ist. Aber ich kann sie doch auch nicht die ganze Zeit hinterher, vorallem, wenn wir uns einen Platz suchen sollen und nur Hilfe bieten sollen. Wo bleibt denn da die Entwöhnung/Eingewöhnung. Meine Tochter muss doch auch lernen die Erzieherin als Bezugsperson zu nehmen. Ich bin völlig fertig und Ratlos. Ach so, die Erzieherinnen sind noch recht jung und diese Gruppe ist ihre erste eigene. Bin schon so verunichert, dass ich gar nicht mehr hin will. Könnt ihr mir einen Rat geben.
Kinder in dem Alter neigen mehr oder weniger zum Beißen - Deine Tochter scheint diesen Kommunikationsweg als effektiv zu betrachten. Ich kann verstehen, dass Du erst mal überrascht und peinlich berührt bist, aber eigentlich sollte jede Kitaerzieherin wissen, dass das normales kindliches Verhalten ist.
Ich teile Deine Ansicht, wonach es im Grunde nicht Deine Aufgabe ist, das Beißen in der Kita zu verhindern. Du kannst Deinen Teil der Erziehungsarbeit zu Hause leisten - in der Kita sind die Erzieherinnen da. Und eigentlich gibt es in jeder Gruppe ein Kind, das sich hauptsächlich durch Beißen Gehör verschafft.
Was man machen kann, ist kurz darüber zu reden und zu erkunden, ob die Erzieherin das Verhalten überhaupt einschätzen kann. Da kann man dann ja einfließen lassen, dass man gelesen habe, dass das eine Art der Kommunikation ist und man eben bittet, Alternativen aufzuzeigen.
Wenn das die Erwartungshaltung der Erzieher ist, würde ich aber dem Wunsch erst mal nachkommen - es ist unsinnig, die Atmosphäre jetzt zu verschlechtern. Du bist eh aufmerksam und verfolgst das Geschehen, daher kannst Du (wenn möglich proaktiv) eingreifen. Ich vermute ja, dass das nicht so viele Situationen sind, wo es zum Beißen kommt.
Und bitte schäme Dich nicht - das Verhalten ist vollkommen normal und Du versuchst ja schon Dein Bestes - mehr kann man nicht verlangen. Wenn wieder jemand meckert: Frag ihn, was Du seiner Meinung nach tun solltest. Die Antwort würde mich sehr interessieren.
Liebe Goldhund, ja es ist ein normales kleinkindliches Verhalten und das einzige was "hilft" ist, dem Kind den entscheidenden Schritt so oft wie möglich voraus zu sein...aber ich weiß, dass das nicht immer geht. Und grade, wenn das Kind als "Kontaktversuch" beißt, trifft es das Opfer und damit auch Dich "aus heiterem Himmel".
Die Große war kein Beißerkind, beim Kleinen weiß ich's noch nicht. Aber in unserer Kita gibts auch immer wieder kleine Vampire. Mir gefällt die Art, wie in der Kita damit umgeht aber nicht, denn ich muss Danielle ein bisschen widersprechen: die Erzieherinnen wissen zwar, dass es "normal" ist, aber WARUM es passiert ist landläufig immernoch negativ besetzt.
Ich hatte grade letztens im Freundeskreis dazu eine Diskussion. Meine Meinung, dass da die Eltern erstmal gar nichts tun können, wenn in der Kita gebissen wird und dass Abhilfe nur damit eintreten kann, dass die Erzieherinnen "nah" am Kind bleiben, wurde mit "da müssen die Eltern aber auch mal ein Machtwort sprechen" gekontert.
Ich würde mich in der Eingewöhnung da aber auch erstmal nicht anlegen. Wenn die Kleine dann regelmäßig alleine dort ist und das Beißen eine Lösung fordert, würde ich aber sicher versuchen der Erzieherin (zumal jund und lernfähig!!!) meine Vorgehensweise nahezubringen.
Vielen Dank für eure schnellen Antworten. Ja der Papa hat gleich gemeint ich hätte mit Sophie schimpfen sollen. Wie gesagt, dachte ich ja, dass die Erzieher etwas machen würden. Kurz danach wollte sie auch noch einen anderen Jungen attackieren. Da war ich dann schnell genug. Der Junge hatte sich erschreckt und dadurch geweint. Sophie dann auch gleich. Danach war sie recht eingeschüchtert. Der zweite Junge hats auch gleich wieder vergessen und hat weiter gespielt. Der Papa vom anderen Sohn ist dann auch gleich in einen anderen Raum gegangen und hat ihn erstmal komplett abgeschottet.
Ich werde nochmal mit den Erzieherinnen sprechen, wie nun meine Rolle aussehen soll. Einfach in einer Ecke sitzen und die ganze Zeit hinter ihr her und aufpassen geht ja nun nicht. Soll ich auch das ignorieren machen, wenns noch mal passieren sollte?
Ich finde das Verhalten des anderen Vaters zwar nachvollziehbar, aber er wird sich vermutlich auch bald umsehen. Denn ich gehe mal nicht davon aus, dass sein Kind gar nicht beißen wird.
Ich denke, dass ein Gespräch auf keinen Fall schadet - es ist immer gut, die Erwartungshaltung von jemandem zu kennen und auch die eigene klar zu formulieren.
Es spricht nichts dagegen, in verschiedenen Situationen anders zu handeln. Kita ist Kita, zu Hause ist zu Hause. Ignorieren meint ja nicht, dass man nicht trotzdem (unaufgeregt) das Kind aus der Situation nehmen darf. Man soll nur nicht interessant oder aufgeregt handeln. Ein ruhiges: "Lass das" ist ja völlig in Ordnung und erfüllt auch die Erwartung des anderen Vaters.
In der Kita kannst und darfst du es nicht ignorieren, da ja andere Kinder mit im Spiel sind. Die Sicherheit geht immer vor. Wenn dein Kind dich und deinen Mann zuhause beißt, ist das Ignorieren bzw. unaufgeregte Ausweichen am besten, sind andere Menschen mit im Spiel, musst du einfach schnell sein und umlenken. Erkläre dem anderen Vater (und der Erzieherin) nochmal freundlich, dass das Beißen deines Kindes eine unglückliche Form der Kontaktaufnahme ist und ihr bereits daran arbeitet, andere Wege aufzuzeigen. Dass Sophie aber einfach wirklich noch zu klein ist, um den ganzen Vorgang zu durchschauen und ihr Verhalten selbst als unangemessen einzustufen. Falls nochmal das Argument 'mit ihr schimpfen' kommt: Es ist nicht zielführend, zu schimpfen, da deine Tochter a) kognitiv noch nicht in der Lage ist, 'Schimpfen' als etwas Negatives zu sehen - sie kann das schlicht und einfach noch nicht entschlüsseln - sie versteht die Botschaft hinter dem Schimpfen noch nicht. Sie findet die Reaktion erstmal nur ganz wertneutral interessant. Es könnte sogar sein, dass sie nochmal beißt, um diese Reaktion noch einmal zu erlebem und genauer 'studieren' zu können. B) hat sie noch keine Impulskontrolle, d.h. selbst wenn sie verstehen würde, dass du möchtest, dass sie mit dem Beißen aufhört, könnte sie sich bei einem Beißimpuls, den ihr Gehirn aussendet, nicht stoppen. Denn dafür müsste sie unter anderem c) Moralverständnis haben und d) einen Perspektivenwechsel einnehmen können, beides entwickelt sich aber erst um den 4. Geburtstag. Sie stuft demnach 'beißen' nicht als etwas Schlechtes ein und sie versteht auch nicht, dass sie dem anderen Kind weh tut. Ein Kind für etwas zu schimpfen, von dem es körperlich noch nicht in der Lage ist, es zu stoppen (Impuls) und kognitiv noch nicht in der Lage, als gesellschaftlich nicht akzeptabel einzustufen (Moralverständnis, Perspektivenwechsel, Empathie) halte ich für problematisch, weil es dem Kind ein negatives Bild von sich selbst vermittelt, das mit der Zeit zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden kann. Was du tun solltest: Eingreifen, BEVOR deine Tochter beißen kann und ihr gesellschaftlich akzeptierte Formen von Kontaktaufnahme aufzeigen: 'Wolltest du mit dem Jungen spielen? Komm, ich frage ihn für dich.' z.B.