ich habe heute euren Artikel über das "Nicht-Loben" gelesen. Ich hatte den früher schon mal überflogen und bin nun aufgrund einer Feststellung beim Verhalten meiner Tochter wieder darauf gestossen. Und nun kommt die Frage: Mein Kind ist jetzt elf Monate alt und hat vor etwa einer Woche begriffen, dass sie die Knöpfe auf einem Spielzeug drücken kann und diese sie dann mit Musik beglücken. Ich habe mich natürlich riesig gefreut, dass sie nun die Knöpfe aktiv drückt und sich nicht nur aus Versehen drauf stützt ( ein anderes Kind aus meinem Freundeskreis, welches nur einen Tag jünger ist, macht das schon ein paar Monate) und ihr natürlich auch gesagt, dass es mich freut, dass sie den Knopf gedrückt hat. Nun freute ich mich die ganze Woche immer wieder, wenn sie diese Handlung wiederholt ausführte und kommentierte das mit: "Du hast ja den Knopf gedrückt! Das finde ich schön", oder " willst du nicht nochmal drauf drücken?" oder " Nun kann ich mich zur Musik bewegen." - also sowohl Lob als auch nur ein Kommentar, jeweils immer mit Lächeln von meiner Seite begleitet. Nun fängt sie aber an, den Knopf zu drücken und mich erwartungsvoll anzuschauen. Wenn ich mich freue, drückt sie wieder. Wenn ich nicht reagiere, nicht. Und dabei ist es unerheblich, ob ich dabei rede, oder einfach nur lächele. (wobei natürlich meist mindestens ein erfreutes "Du hast ja den Knopf gedrüct und die Musik angemacht!" kommt.) Wie gesagt, das Kind ist 11 Monate alt und auch wenn sie sicherlich schon mehr versteht als ich denke, gehe ich davon aus, dass sie inhaltlich noch nicht so wirklich versteht, was ich sagte. Aber offenbar ist das Lob mein Lächeln. Und auf dieses wartet sie aktiv. Es hat also nicht wirklich mit den Worten zu tun. Ich bin also nun auch ein bisschen am zweifeln, ob dieser feine für uns als Erwachsene erkennbare Unterschied des Lobes (Toll) und Sehens (ich sehe dich) auch für das Kind wirklich erkennbar ist. Denn wie im Blog steht, kann man sich ja auch beim "ich sehe, dass du es geschafft hast" offensichtlich freuen. Und ich denke aufgrund der Reaktionen meiner Tochter, dass das Bild der lächelnden Mutter das eigentliche Lob ist und nicht der Satz dazu. Was denkt ihr?
Und zweitens? Was mach ich nun in Bezug auf mein Kind?
es ist richtig, dass Kinder in dem Alter zwar inhaltlich verstehen, was wir sagen, aber noch nicht die Worte differenzieren. Das spielt erst später eine Rolle.
Aber es ist interessant, dass sie ganz offenbar die Knöpfe allein durch Dein Feedback nicht mehr (allein) intrinsisch drückt. Aber das ist durchaus nachvollziehbar... Kinder wollen den Eltern gefallen und wenn Du Dich so freust, drückt sie (auch), um Dich zu erfreuen.
Der Schlüssel, ist in dieser Situation die Häufigkeit. Beim ersten Mal sieht das Kind: Mama freut sich mit mir über meinen Erfolg. Das ist bei Meilensteinen auch völlig normal und würde seltsam anmuten, wenn man das nicht würdigen würde. Aber ab dem dritten oder vierten Mal wandelt sich für Dein Kind Deine Begeisterung in "übersetztes Lob". Sie versteht - ohne die Worte genau zu erfassen - dass das, was sie tut, dich freut. Es kommt also nonverbal als Lob rüber. Und deswegen motiviert es sie ja auch, weiter zu machen. Aber nicht um sich, sondern um Dich zu erfreuen. Im Grunde beweist das genau die These .
Ich würde mich in dieser Situation einfach nicht mehr darum kümmern, was das Kind macht. Mitfreuen ja - ein bis zwei Mal sind völlig okay, danach wird es einfach eine alltägliche Handlung. Jedes weitere positive Feedback führt dazu, dass das Kind die Handlung nicht mehr ausschließlich selbstmotiviert vollführt.