Liebe Snowqueen, liebe Danielle (und natürlich Hallo an alle anderen Mamas hier),
ich liebe Euren Blog und habe nach dem ersten Entdecken stundenlang gelesen. Für Eure Mühen an dieser Stelle ein dickes Danke! Viele Eurer Artikel waren und sind eine Offenbarung. Einiges im Umgang mit meiner Tochter hat sich seither zum Positiven verändert, sehr oft stelle ich aber auch noch fest, wie gefangen man doch in den Mustern der eigenen Erziehung und den jahrzehntelang gehegten Denkweisen ist.
Ein Thema, das mich zunehmend umtreibt und bei dem ich sehr häufig in alte Muster (schimpfen, böse werden) zurückfalle, sind Situationen, in denen meine 4-jährige Tochter mir "freche" (provokative?) bzw. verletzende Antworten gibt. Bei vielen Reibungspunkten hat man ja zumindest eine Wunschlösung/Wunschreaktion im Kopf - ob man das natürlich immer schafft, sie wie gewünscht umzusetzen, ist etwas anderes. Man kann aber daran arbeiten. Aber in diesen Momenten weiß ich einfach nicht, wie eine angemessene Reaktion meinerseits aussehen könnte. Meist sind es Reaktionen meiner Tochter auf eine Ansage meinerseits, die ihr nicht gefällt (Bett gehen, Anziehen, aufräumen, sich beeilen, usw.). Antworten können dann z.B. sein "blablablabla", "blöde Mama", "dann bist Du nicht mehr meine Freundin" (wie ich diesen Satz hasse!), "tja, da hast Du halt Pech gehabt", "ich hab Dich gar nicht mehr lieb, wenn Du sowas sagst", etc., etc. Viele Antworten führe ich dem Wortlaut nach auf den Kindergarten zurück, einige Antworten wie z.B. "dann hast Du eben Pech gehabt" sind aber sicher auch hausgemacht, bzw. hat sie die so von mir leider auch schon öfter zu hören bekommen.
Wie sollte/könnte ich denn reagieren? Unkommentiert lassen will ich solche Aussagen nicht. Das widerstrebt mir dann doch irgendwie. Zugegebenermaßen fehlt mir aber in der Situation auf oft die Geduld und die Ruhe, um vertiefter darauf einzugehen, so dass ich ihr meist nur einen pampigen Satz entgegne und sie stehen lasse. Meine bisherigen Antworten waren z.B. "ich muss auch nicht Deine Freundin sein, ich bin Deine Mama", "ich will nicht, dass wir Sachen sagen, die den anderen traurig machen", "wenn Du nicht xy nicht machst, hast DU gleich Pech gehabt...", "das ist nicht schön, wenn Du sowas sagt",... Naja, die Bandbreite ist je nach Frustration und Wut meinerseits groß... Dass es nicht zielführend ist, ihr solche Antworten an den Kopf zu schleudern, und böse Worte mit noch schlimmeren zu vergelten oder sie runterzuputzen, ist mir klar .
Vielleicht könnt ihr Alternativen aufzeigen, damit ich zumindest bessere Lösungen im Kopf habe?
Liebe Mona, ich hab mich in deinem Posting gerade sooo wiedergefunden Ich hab gleich zwei solche 4-jährigen Töchter, wobei die eine echt deutlich schlimmer ist, was die Kraftausdrücke und Beschimpfungen angeht. Und ich stehe auch manchmal da und hab voll das Brett vor dem Kopf - keine Ahnung wie ich reagieren soll, weil es meist in Situationen passiert, wo ich eh schon genervt, gestresst, in Eile usw. bin. Und genau da sehe ich einen ersten Ansatzpunkt: mehr Zeit einplanen (für Anziehen, ins Bett gehen etc.). Ich gehöre auch zu jenen berufstätigen Müttern, die nie Zeit zu haben scheinen, aber der Witz ist, wenn du genug Zeit EINPLANST und dementsprechen gelassener auf deine Tochter reagieren kannst (weniger "Ansagen" deinerseits, mehr GEMEINSAMES Bemühen ein bestimmtes Ziel zu erreichen), geht es am Ende schneller, weil gegenseitige Beschimpfungen mit anschließendem Geschrei wegfallen und alle haben mehr Spaß. Ich gebe zu, ich schaffe das auch nciht immer und gerate immer wieder in die Falle, Druck auszuüben, aber ich habee zumindest schonmal einen Plan wie es besser gehen kann. Mal ein Beispiel: Morgens, Eltern müssen zur Arbeit, Kinder in KiGa. Ich wecke jetzt immer etwas eher, auch wenn es mir schwer fällt sie wachzurütteln, aber dann können sie mehr bummeln und das ist MEINEN Töchtern offenbar wichtiger als 20 minuten länger zu schlafen. Heute z.B. haben sie mit dem Papa noch eine Runde Memory gespielt während ich den Frühstückstisch abgeräumt habe und dann waren sie auch wieder kooperativ beim Anziehen und Zähne putzen. Wir wecken meist so 6:15 Uhr und gehen gegen 7:40 aus dem Haus
Wenn ansonsten doch mal so eine Situation auftritt, dass sie "frech" werden, versuche ich es so gut wie möglich zu ignorieren. Also Drohungen wie "Dann bin ich eben nicht mehr deine Freundin" nehme ich mit "OK" zur Kenntnis - meist ist sie dann von ihrem eigenen "Vorschlag" so betroffen (denn sie will ja meine Freundin sein), dass sie ein paar Minuten (oder halbe Stunde) später wiederkommt und sich einschmeichelt Manchmal spreche ich solche Situationen dann später am Tag, wenn gerade alles gut ist (ideal ist Buch angucken mit ähnlicher Situation) an und versuche dann die Hintergründe zu klären, von beiden Seiten.
erst mal lieben Dank für Deine Worte zu unserem Blog.
Vielleicht hilft ein Perspektivwechsel. Wir haben jetzt jahrelang versucht, unseren Kindern "beizubringen", dass man aus Frustration nicht schlägt, beißt oder tritt. Sie haben ein anderes Ventil gefunden, um ihren Ärger auszudrücken - nämlich "freche Antworten". Ich übersetze solche Äußerungen einfach in: "Ich verstehe, dass dich das ärgert! Du sagst "blöde Mama", weil du lieber XYZ...".
Ich habe zum Anfang der Phase gesagt, dass ich es nicht mag, das weiß das Kind dann auch, so dass ich das nicht wiederholen muss - jedenfalls nicht ständig. Gelegengtlich sage ich: "Ich mag es nicht, wenn du sowas sagst" - rein beschreibend, ohne dabei werten zu wollen (das macht mich traurig, das ist gemein von dir o. Ä.).
ich schreibe dir morgen die 'Übersetzungen' zu den frechen Antworten deiner Tochter und auch mögliche Reaktionen von dir drauf. Jetzt bin ich einfach zu müde (Kindergeburtstag mit ACHT MÄDCHEN bei strömendem Regen!).
Zitat von MonaLiebe Snowqueen, liebe Danielle (und natürlich Hallo an alle anderen Mamas hier),
Aber in diesen Momenten weiß ich einfach nicht, wie eine angemessene Reaktion meinerseits aussehen könnte. Meist sind es Reaktionen meiner Tochter auf eine Ansage meinerseits, die ihr nicht gefällt (Bett gehen, Anziehen, aufräumen, sich beeilen, usw.). Antworten können dann z.B. sein "blablablabla", "blöde Mama", "dann bist Du nicht mehr meine Freundin" (wie ich diesen Satz hasse!), "tja, da hast Du halt Pech gehabt", "ich hab Dich gar nicht mehr lieb, wenn Du sowas sagst", etc., etc. Viele Antworten führe ich dem Wortlaut nach auf den Kindergarten zurück, einige Antworten wie z.B. "dann hast Du eben Pech gehabt" sind aber sicher auch hausgemacht, bzw. hat sie die so von mir leider auch schon öfter zu hören bekommen.
Wie sollte/könnte ich denn reagieren? Unkommentiert lassen will ich solche Aussagen nicht. Das widerstrebt mir dann doch irgendwie. Zugegebenermaßen fehlt mir aber in der Situation auf oft die Geduld und die Ruhe, um vertiefter darauf einzugehen, so dass ich ihr meist nur einen pampigen Satz entgegne und sie stehen lasse. Meine bisherigen Antworten waren z.B. "ich muss auch nicht Deine Freundin sein, ich bin Deine Mama", "ich will nicht, dass wir Sachen sagen, die den anderen traurig machen", "wenn Du nicht xy nicht machst, hast DU gleich Pech gehabt...", "das ist nicht schön, wenn Du sowas sagt",... Naja, die Bandbreite ist je nach Frustration und Wut meinerseits groß... Dass es nicht zielführend ist, ihr solche Antworten an den Kopf zu schleudern, und böse Worte mit noch schlimmeren zu vergelten oder sie runterzuputzen, ist mir klar .
Vielleicht könnt ihr Alternativen aufzeigen, damit ich zumindest bessere Lösungen im Kopf habe?
LG, Mona
Liebe Mona, ich spiele mal Wörterbuch, und übersetze dir ihre pampigen Sätze und auch gleich mal deine Antworten mit. Ich betätige mich sozusagen als Dolmetscher: Mona - Tochter, Tochter- Mona.
Tochter- Mona
"Blablablabla": "Du schimpfst zu viel, Mama. Du redest die ganze Zeit auf mich ein und ich hab doch nun schon verstanden, was du von mir willst. Hör endlich auf, ich fühle mich schon ganz schlecht, auch, wenn ich dir das gerade nicht zeige. Um mein Gesicht vor dir nicht zu verlieren und wenigstens ein wenig Selbstbehauptung zu zeigen, sage ich jetzt "blablabla, dann geht es dir auch ein bisschen schlecht, wie mir. So."
"Blöde Mama": "Ich habe dein Nein gehört und ich ärgere mich darüber. Im Moment finde ich dich doof, ich hätte lieber ein Ja von dir gehört. Ich hasse es, so klein zu sein und auf dein Nein hören zu müssen. DU stehst mir und meinem Wunsch im Weg, das finde ich echt blöd."
"Dann bist Du nicht mehr meine Freundin": "Ich bin so krass sauer mit dir, dass ich meine ultimative Drohung ausspreche. Natürlich möchte ich eigentlich weiterhin, dass du meine Freundin bist, aber ich weiß mir gerade nicht anders zu helfen, um auszudrücken, wie traurig ich über das bin, was du mir gerade verboten hast. Ich bin enttäuscht, so richtig, richtig doll." "Tja, da hast Du halt Pech gehabt": Das ist eigentlich kein typischer Kindersatz, deshalb fällt es mir schwer, ihn adäquat zu übersetzen. Ich weiß nicht, ob deine Tochter ihn in dem Sinne nutzt, aber die Übersetzung wäre im Prinzip: "Da siehst du mal, wie es mir immer geht, wenn ich etwas bestimmtes möchte. Nun willst du etwas und bekommst es von mir auch nicht. So kannst du sehen, wie schlimm sich das anfühlt und ich fühle mich in diesem Moment ein klein wenig machtvoll." (Das kann auch so etwas kleines sein, wie, dass du als Mutter willst, dass sie Zähne putzt und sie das verweigert.)
"Ich hab Dich gar nicht mehr lieb, wenn Du sowas sagst": Das hört sich auch nach einem Erwachsenensatz an, Kinder nutzen den in dieser Weise eigentlich nicht. Die Übersetzung ist die gleiche, wie bei "Ich bin nicht mehr deine Freundin". Es ist die ultimative Drohung, nämlich die Androhung von Liebesentzug. Ich wünschte, niemand, weder Erwachsener noch Kind, würde diesen Satz je so aussprechen. Er zerstört. Nachhaltig.
Mona - Tochter
"Ich muss auch nicht Deine Freundin sein, ich bin Deine Mama": "Haha, ätsch, du kannst mich gar nicht damit ärgern, wenn du das sagst. Ich höre nicht, dass du dich über meine Grenzsetzung ärgerst, ich höre nur, dass du mich verletzen willst. Deshalb verletze ich jetzt mal zurück: Du möchtest dich in diesem Moment von mir lossagen, weil du dich so über mich ärgerst, aber haha, das geht ja gar nicht - ich werde als deine Mama immer da sein, und dir Grenzen setzen. Außerdem: Mütter und Freundinnen, das ist nicht das gleiche."
"Ich will nicht, dass wir Sachen sagen, die den anderen traurig machen." Das ist ein seltsamer Satz, wenn man mal darüber nachdenkt. Denn du als Mutter sagst ja andauernd Dinge, die deine Tochter traurig machen. Du sagst Nein zu noch mehr Süßigkeiten oder Fernsehen oder du sagst: "Dann hast du eben Pech gehabt", was sie ja auch traurig macht. Gilt das "Ich will nicht, dass wir Sachen sagen, die den anderen traurig machen" also nur für Kinder? Ich weiß schon, was du meinst, du willst eigentlich ausdrücken, dass du es doof findet, wenn sie dich emotional erpresst. Ich bezweifle aber, dass diese Aussage bei ihr so ankommt. Ich glaube, sie hört eher: "Wenn du als Kind solche Sachen sagst, bin ich super enttäuscht von dir. Du machst mich damit sehr, sehr traurig. Willst du diese Last tragen?"
"Wenn Du nicht xy nicht machst, hast DU gleich Pech gehabt...": "Ich habe viiiieeeel mehr Macht als du und werde diese nutzen, wenn du jetzt nicht augenblicklich tust, was ich dir sage. Lass es nicht darauf ankommen, hörst du?"
"Das ist nicht schön, wenn Du sowas sagt.": Dieser Satz ist eine gute Steilvorlage für das Kind, immer wieder Dinge zu sagen, die "nicht schön" sind, denn die Aussage dahinter ist: "Es macht mir unangenehme Gefühle, wenn du solche Sachen sagst. Ich werde dann unsicher und meine Macht wackelt, ich möchte aber nicht, dass du das merkst."
Mögliche Antworten:
"Blablablabla": "Ich schimpfe dir zu viel. Du hast recht, tut mir leid. Ich habe mich nur gerade so über das Chaos im Bad geärgert. Aber ich werde jetzt mal tief durchatmen und bis 10 Zählen, vielleicht geht es mir dann wieder besser. Wollen wir dann erstmal ein Pixi-Buch lesen? Und danach können wir gemeinsam das Bad wieder aufräumen." Kurze Erklärung: Meine Kinder haben sich die Ohren zugehalten und "lalala" gesagt, wenn ich zu viel geschimpft habe. Ich habe es mir eine Lehre sein lassen, denn diese Geste ist echt die ultimative Rückmeldung über das eigene Verhalten. In vielen, vielen Fällen schimpfen wir zu schnell, zu lange oder zu laut. Also habe ich jedes Mal, wenn meine Kinder "lalala" sagten, innerlich einen Schritt zurück gemacht und habe die Situation von außen betrachtet. War es wirklich so schlimm, dass ich schimpfen musste? hatte ich schon genug geschimpft? War es vielleicht nur ein kindlicher Streich, ein Missgeschick oder ein Spiel? In 95% der Fälle hatten meine Kinder recht: Das Schimpfen war zu viel. Also habe ich ihnen das so gesagt. Gleichzeitig konnte ich ihnen zeigen, welche Techniken ich zur Selbstberuhigung habe (Atmen, bis 10 Zählen etc.).
"Blöde Mama!" "Du ärgerst dich über mich, weil ich nein gesagt habe. Ich kann das nachvollziehen. Es bleibt bei meinem Nein, aber ich verstehe, warum du sauer bist." Erklärung: Dein Kind hat noch keine Worte, seine Enttäuschung anders auszudrücken als über "blöde Mama". Indem du das übersetzt, hilft du ihr, das irgendwann anders auszudrücken, nämlich, indem sie sagt: "Ich ärgere mich über dein Nein!" Du zeigst gleichzeitig Verständnis für ihre Wut, damit zeigst du ihr, dass alle Gefühle okay sind. Du bleibst aber bei deinem Nein, was wichtig ist, um zukünftig nicht von ihr mit der gleichen Technik erpresst zu werden.
"Dann bist Du nicht mehr meine Freundin": "Okay." (mit empathischem Blick) oder "Ui, da bist gerade richtig sauer mit mir!" Erklärung: Es ist ihre Entscheidung, wer ihre Freundin ist, und wer nicht. Eine Mutter kann sehr wohl auch eine Freundin sein. Aber das will sie in diesem Augenblick nicht. Es gilt, dies zu akzeptieren! Es ist nicht sehr erwachsen, auf diesen Freundschaftsentzug beleidigt einzugehen und zu schmollen, zumal er ja eigentlich etwas anderes ausdrückt. Gib ihr doch lieber eine Möglichkeit an die Hand, mit solchen Drohungen von ihren Freundinnen in der Kita ebenfalls cool umzugehen. Wenn sie es schafft, in der Kita auf diesen Freundschaftsentzug mit "Okay" oder "Ui, du bist wohl echt sauer mit mir?" zu reagieren, dann erleichtert ihr das das Leben ungemein. Im Moment lernt sie von dir, dass man von solchen Aussagen hart getroffen werden kann und man sich darüber ärgern sollte (so zeigst du es ihr). Wenn du es selber als das sehen kannst, was es ist, nämlich eine sekundenschnelle Gefühlsregung mit einer unbedachten Aussage, die in einer Minute schon wieder überholt ist, zeigst du ihr, dass sie keine Angst vor solchen Aussagen haben muss. Man kann sie nonchalant akzeptieren und abwarten, bis der Sturm vorüber ist.
"Tja, da hast Du halt Pech gehabt.": "Ja, wenn du das jetzt nicht machst, hätte ich wirklich Pech gehabt. Mir ist wichtig, dass du dir die Zähne putzt, weil ich mich sorge, dass du Löcher bekommst. Was können wir denn tun, damit es uns beiden mit der Situation gut geht? Hast du eine Idee?" Erklärung: Es ist keine Schande, zuzugeben, wenn man "out of options" ist, also keine weiteren Druckmittel mehr hat (weil man sie nicht anwenden möchte). Dann hilft es immer, darzulegen, warum genau man etwas möchte und das Kind zu bitten, eine Lösung für das Dilemma zu suchen. Oft kommen überraschende Antworten heraus.
"Ich hab Dich gar nicht mehr lieb, wenn Du sowas sagst." Siehe blöde Mama.
Zitat von MonaLiebe Snowqueen, liebe Danielle (und natürlich Hallo an alle anderen Mamas hier),
Aber in diesen Momenten weiß ich einfach nicht, wie eine angemessene Reaktion meinerseits aussehen könnte. Meist sind es Reaktionen meiner Tochter auf eine Ansage meinerseits, die ihr nicht gefällt (Bett gehen, Anziehen, aufräumen, sich beeilen, usw.). Antworten können dann z.B. sein "blablablabla", "blöde Mama", "dann bist Du nicht mehr meine Freundin" (wie ich diesen Satz hasse!), "tja, da hast Du halt Pech gehabt", "ich hab Dich gar nicht mehr lieb, wenn Du sowas sagst", etc., etc. Viele Antworten führe ich dem Wortlaut nach auf den Kindergarten zurück, einige Antworten wie z.B. "dann hast Du eben Pech gehabt" sind aber sicher auch hausgemacht, bzw. hat sie die so von mir leider auch schon öfter zu hören bekommen.
Wie sollte/könnte ich denn reagieren? Unkommentiert lassen will ich solche Aussagen nicht. Das widerstrebt mir dann doch irgendwie. Zugegebenermaßen fehlt mir aber in der Situation auf oft die Geduld und die Ruhe, um vertiefter darauf einzugehen, so dass ich ihr meist nur einen pampigen Satz entgegne und sie stehen lasse. Meine bisherigen Antworten waren z.B. "ich muss auch nicht Deine Freundin sein, ich bin Deine Mama", "ich will nicht, dass wir Sachen sagen, die den anderen traurig machen", "wenn Du nicht xy nicht machst, hast DU gleich Pech gehabt...", "das ist nicht schön, wenn Du sowas sagt",... Naja, die Bandbreite ist je nach Frustration und Wut meinerseits groß... Dass es nicht zielführend ist, ihr solche Antworten an den Kopf zu schleudern, und böse Worte mit noch schlimmeren zu vergelten oder sie runterzuputzen, ist mir klar .
Vielleicht könnt ihr Alternativen aufzeigen, damit ich zumindest bessere Lösungen im Kopf habe?
LG, Mona
Liebe Mona, ich spiele mal Wörterbuch, und übersetze dir ihre pampigen Sätze und auch gleich mal deine Antworten mit. Ich betätige mich sozusagen als Dolmetscher: Mona - Tochter, Tochter- Mona.
Tochter- Mona
"Blablablabla": "Du schimpfst zu viel, Mama. Du redest die ganze Zeit auf mich ein und ich hab doch nun schon verstanden, was du von mir willst. Hör endlich auf, ich fühle mich schon ganz schlecht, auch, wenn ich dir das gerade nicht zeige. Um mein Gesicht vor dir nicht zu verlieren und wenigstens ein wenig Selbstbehauptung zu zeigen, sage ich jetzt "blablabla, dann geht es dir auch ein bisschen schlecht, wie mir. So."
"Blöde Mama": "Ich habe dein Nein gehört und ich ärgere mich darüber. Im Moment finde ich dich doof, ich hätte lieber ein Ja von dir gehört. Ich hasse es, so klein zu sein und auf dein Nein hören zu müssen. DU stehst mir und meinem Wunsch im Weg, das finde ich echt blöd."
"Dann bist Du nicht mehr meine Freundin": "Ich bin so krass sauer mit dir, dass ich meine ultimative Drohung ausspreche. Natürlich möchte ich eigentlich weiterhin, dass du meine Freundin bist, aber ich weiß mir gerade nicht anders zu helfen, um auszudrücken, wie traurig ich über das bin, was du mir gerade verboten hast. Ich bin enttäuscht, so richtig, richtig doll." "Tja, da hast Du halt Pech gehabt": Das ist eigentlich kein typischer Kindersatz, deshalb fällt es mir schwer, ihn adäquat zu übersetzen. Ich weiß nicht, ob deine Tochter ihn in dem Sinne nutzt, aber die Übersetzung wäre im Prinzip: "Da siehst du mal, wie es mir immer geht, wenn ich etwas bestimmtes möchte. Nun willst du etwas und bekommst es von mir auch nicht. So kannst du sehen, wie schlimm sich das anfühlt und ich fühle mich in diesem Moment ein klein wenig machtvoll." (Das kann auch so etwas kleines sein, wie, dass du als Mutter willst, dass sie Zähne putzt und sie das verweigert.)
"Ich hab Dich gar nicht mehr lieb, wenn Du sowas sagst": Das hört sich auch nach einem Erwachsenensatz an, Kinder nutzen den in dieser Weise eigentlich nicht. Die Übersetzung ist die gleiche, wie bei "Ich bin nicht mehr deine Freundin". Es ist die ultimative Drohung, nämlich die Androhung von Liebesentzug. Ich wünschte, niemand, weder Erwachsener noch Kind, würde diesen Satz je so aussprechen. Er zerstört. Nachhaltig.
Mona - Tochter
"Ich muss auch nicht Deine Freundin sein, ich bin Deine Mama": "Haha, ätsch, du kannst mich gar nicht damit ärgern, wenn du das sagst. Ich höre nicht, dass du dich über meine Grenzsetzung ärgerst, ich höre nur, dass du mich verletzen willst. Deshalb verletze ich jetzt mal zurück: Du möchtest dich in diesem Moment von mir lossagen, weil du dich so über mich ärgerst, aber haha, das geht ja gar nicht - ich werde als deine Mama immer da sein, und dir Grenzen setzen. Außerdem: Mütter und Freundinnen, das ist nicht das gleiche."
"Ich will nicht, dass wir Sachen sagen, die den anderen traurig machen." Das ist ein seltsamer Satz, wenn man mal darüber nachdenkt. Denn du als Mutter sagst ja andauernd Dinge, die deine Tochter traurig machen. Du sagst Nein zu noch mehr Süßigkeiten oder Fernsehen oder du sagst: "Dann hast du eben Pech gehabt", was sie ja auch traurig macht. Gilt das "Ich will nicht, dass wir Sachen sagen, die den anderen traurig machen" also nur für Kinder? Ich weiß schon, was du meinst, du willst eigentlich ausdrücken, dass du es doof findet, wenn sie dich emotional erpresst. Ich bezweifle aber, dass diese Aussage bei ihr so ankommt. Ich glaube, sie hört eher: "Wenn du als Kind solche Sachen sagst, bin ich super enttäuscht von dir. Du machst mich damit sehr, sehr traurig. Willst du diese Last tragen?"
"Wenn Du nicht xy nicht machst, hast DU gleich Pech gehabt...": "Ich habe viiiieeeel mehr Macht als du und werde diese nutzen, wenn du jetzt nicht augenblicklich tust, was ich dir sage. Lass es nicht darauf ankommen, hörst du?"
"Das ist nicht schön, wenn Du sowas sagt.": Dieser Satz ist eine gute Steilvorlage für das Kind, immer wieder Dinge zu sagen, die "nicht schön" sind, denn die Aussage dahinter ist: "Es macht mir unangenehme Gefühle, wenn du solche Sachen sagst. Ich werde dann unsicher und meine Macht wackelt, ich möchte aber nicht, dass du das merkst."
Mögliche Antworten:
"Blablablabla": "Ich schimpfe dir zu viel. Du hast recht, tut mir leid. Ich habe mich nur gerade so über das Chaos im Bad geärgert. Aber ich werde jetzt mal tief durchatmen und bis 10 Zählen, vielleicht geht es mir dann wieder besser. Wollen wir dann erstmal ein Pixi-Buch lesen? Und danach können wir gemeinsam das Bad wieder aufräumen." Kurze Erklärung: Meine Kinder haben sich die Ohren zugehalten und "lalala" gesagt, wenn ich zu viel geschimpft habe. Ich habe es mir eine Lehre sein lassen, denn diese Geste ist echt die ultimative Rückmeldung über das eigene Verhalten. In vielen, vielen Fällen schimpfen wir zu schnell, zu lange oder zu laut. Also habe ich jedes Mal, wenn meine Kinder "lalala" sagten, innerlich einen Schritt zurück gemacht und habe die Situation von außen betrachtet. War es wirklich so schlimm, dass ich schimpfen musste? hatte ich schon genug geschimpft? War es vielleicht nur ein kindlicher Streich, ein Missgeschick oder ein Spiel? In 95% der Fälle hatten meine Kinder recht: Das Schimpfen war zu viel. Also habe ich ihnen das so gesagt. Gleichzeitig konnte ich ihnen zeigen, welche Techniken ich zur Selbstberuhigung habe (Atmen, bis 10 Zählen etc.).
"Blöde Mama!" "Du ärgerst dich über mich, weil ich nein gesagt habe. Ich kann das nachvollziehen. Es bleibt bei meinem Nein, aber ich verstehe, warum du sauer bist." Erklärung: Dein Kind hat noch keine Worte, seine Enttäuschung anders auszudrücken als über "blöde Mama". Indem du das übersetzt, hilft du ihr, das irgendwann anders auszudrücken, nämlich, indem sie sagt: "Ich ärgere mich über dein Nein!" Du zeigst gleichzeitig Verständnis für ihre Wut, damit zeigst du ihr, dass alle Gefühle okay sind. Du bleibst aber bei deinem Nein, was wichtig ist, um zukünftig nicht von ihr mit der gleichen Technik erpresst zu werden.
"Dann bist Du nicht mehr meine Freundin": "Okay." (mit empathischem Blick) oder "Ui, da bist gerade richtig sauer mit mir!" Erklärung: Es ist ihre Entscheidung, wer ihre Freundin ist, und wer nicht. Eine Mutter kann sehr wohl auch eine Freundin sein. Aber das will sie in diesem Augenblick nicht. Es gilt, dies zu akzeptieren! Es ist nicht sehr erwachsen, auf diesen Freundschaftsentzug beleidigt einzugehen und zu schmollen, zumal er ja eigentlich etwas anderes ausdrückt. Gib ihr doch lieber eine Möglichkeit an die Hand, mit solchen Drohungen von ihren Freundinnen in der Kita ebenfalls cool umzugehen. Wenn sie es schafft, in der Kita auf diesen Freundschaftsentzug mit "Okay" oder "Ui, du bist wohl echt sauer mit mir?" zu reagieren, dann erleichtert ihr das das Leben ungemein. Im Moment lernt sie von dir, dass man von solchen Aussagen hart getroffen werden kann und man sich darüber ärgern sollte (so zeigst du es ihr). Wenn du es selber als das sehen kannst, was es ist, nämlich eine sekundenschnelle Gefühlsregung mit einer unbedachten Aussage, die in einer Minute schon wieder überholt ist, zeigst du ihr, dass sie keine Angst vor solchen Aussagen haben muss. Man kann sie nonchalant akzeptieren und abwarten, bis der Sturm vorüber ist.
"Tja, da hast Du halt Pech gehabt.": "Ja, wenn du das jetzt nicht machst, hätte ich wirklich Pech gehabt. Mir ist wichtig, dass du dir die Zähne putzt, weil ich mich sorge, dass du Löcher bekommst. Was können wir denn tun, damit es uns beiden mit der Situation gut geht? Hast du eine Idee?" Erklärung: Es ist keine Schande, zuzugeben, wenn man "out of options" ist, also keine weiteren Druckmittel mehr hat (weil man sie nicht anwenden möchte). Dann hilft es immer, darzulegen, warum genau man etwas möchte und das Kind zu bitten, eine Lösung für das Dilemma zu suchen. Oft kommen überraschende Antworten heraus.
"Ich hab Dich gar nicht mehr lieb, wenn Du sowas sagst." Siehe blöde Mama.
Und aus der Reihe 'Snowqueen kocht auch nur mit Wasser' nun folgende Anekdote:
Fräulein Chaos und ich waren zuhause, Fräulein Ordnung hatte einen Termin und war mehrere Stunden aushäusig. Ihre Schwester war sehr gelangweilt und stürzte, als Fräulein Ordnung endlich kam, voller Freude auf sie zu und zog wild an ihr. Letzten Endes zog sie ihr dann die Mütze ab, ziemlich wild (vor Freude). Fräulein Ordnung, die einen Angriff ihrer Schwester sah (also nicht da, dass es Übermut aus Freude über ihre Rückkehr war) fing gleich an zu zetern. Also typisches Schwesternchaos.
Ich war verärgert, dass schon gleich in der ersten Sekunde, nachdem Fräulein Ordnung nach hause kam, volle Lautstärke und Streit entstand, also maulte ich Fräulein Chaos an, sie solle ihre Schwester in Ruhe lassen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich zwar unbewusst registriert, dass sie eigentlich nur mit dem Ausziehen der Mütze helfen wollte, aber es war noch nicht ins Bewusstsein gerückt. Fräulein Chaos guckte mich wütend an und begann, sich zu verteidigen, in dem sie sagte: 'Ich wollte doch nur...' In dem Moment übermannte sie meine Ungerechtigkeit, und statt weiterzuerklären, änderte sie ihre Taktik und schrie mich an: 'Du Pupskackawurst!'
Und an dieser Stelle fängt mein 'Wasserkochen' an, ich sagte nämlich: 'Nein, DU bist eine Pupskackawurst!' und sie antwortete: 'Nein, DU bist eine Pupskackawurst!' und ich sagte: 'Nein, du!' und sie: 'Nein, du!'
So wäre das bis in alle Ewigkeit weitergegangen, wäre nicht meine vorherige Beobachtung mit der Mütze in mein Bewusstsein gerückt. Plötzlich fiel der Groschen: 'Du wolltest Fräulein Ordnung nur beim Ausziehen helfen! Du hast ihre Mütze ausgezogen! Achsooooo. Oh mann. Verstehe. Das war vielleicht ein bisschen zu stürmisch, deshalb dachte deine Schwester, du willst sie umrennen oder so.' Als ich es verstanden und verbalisiert hatte, war es dann auch wieder gut. Aber so viel zu: In stressigen Situationen souverän reagieren....
ich habe heute Vormittag erst Deine ausführliche Antwort gesehen, liebe Snowqueen. Ich hab die ersten Antworten noch gelesen, nicht mehr mit weiteren Antworten gerechnet und mich seither ewig nicht mehr im Forum eingeloggt. Heute Vormittag hab ich dann mal wieder auf Eurem Blog gestöbert, die Beiträge zu Kooperation gelesen und dann auch hier ins Forum geschaut. Dabei bin ich dann zuerst über den Sammlungsthread für freche Antworten gestolpert und dachte mir "hä, da hatte ich doch ne Frage dazu"...
Ich muss mir Deinen Beitrag und die "Übersetzungen" nochmal in Ruhe durchlesen, aber er hat mich schon beim ersten Lesen sehr berührt. Vielen Dank dafür.
LG, Mona
Der gesunde Menschenverstand ist nur die Summe aller Vorurteile, die einem in der Kindheit eingebläut worden sind.