Ich habe euch ja schon mehrmals gesagt wie toll ich euren Blog und Hilfestellungen finde. Wir (mein Mann und ich) arbeiten uns noch so durch und saugen alles auf. Insgesamt würde ich aber sagen ist es schon etwas ruhiger und entspannter geworden. Ich bin einfach ruhiger weil ich vieles anders sehe und mich selbst nicht unter Druck setze wenn andere Erwachsene in der Nähe sind. Aber heute gab es wieder 2 Situationen wo ich keine Ahnung habe wie wir unseren Sohn dort besser verstehen und helfen können. Solche Situationen haben wir öfters die von heute sind aber gute Beispiele. Ich habe die beiden vom Kindergarten abgeholt. Der Keks ist jetzt gerade 4 Jahre alt. Nach der Begrüssung und Umarmung ging es zum Schuhe anziehen. Er schmiss sich auf den Boden und rief "Wo ist mein Hasi" Sein Stofftier, was er in seiner Hand hält. Ich habe versucht es ihm zusagen und danach ihn gemeinsam mit ihm zu suchen. Beides hatte keine Wirkung von ihm war immer nur der selbe Satz zu hören. Als er ihn auf den Boden fallen ließ hob die Flocke ihn auf und setzte sich mit dem Hasi auf das Bänckchen mit den Schuhen. Darauf wurde sein Satz etwas lauter. Habe ihm angeboten mit ihm gemeinsam an der Hand zu Hasi zu gehen (keine Reaktion) und ihn dann auf den Arm genommen und ihn dorthin getragen. Ihn auf dem Schoß sitzend habe ich den Hasi anhoppeln lassen und als Hasi mit ihm gesprochen. Er schmiss sich nur auf die Bank und rief weiter " Wo ist Hasi ?" Habe ihm dann die Schuhe angezogen und ihm immer wieder auf seine Frage geantwortet das er neben ihm auf der Bank sitzt. Wir haben ihn noch im Gras sitzen und fressen lassen (er schaut dann zwar hin) aber er rief immer weiter nur seinen Satz und war nicht zum nach Hause gehen zu bewegen. Irgendwann wusste ich einfach nicht weiter habe ihn auf den Arm genommen und ins Auto getragen. Zwar nicht schimpfend oder so aber im grunde habe ich ja damit auch meine Macht ausgespielt, da ich ja einfach stärker bin. Heute abend rief er plötzlich ich muss dringend aufs Klo. Dann tut er aber so als ob wir keine Toiletten haben bzw sie weg sind. Auch da helfen kein hintragen oder mitspielen und die Toiletten suchen. Was möchte er in diesem Moment von uns ? Irgendwie fehlt uns da das passende Puzzleteil um den Keks zuverstehen. Mein Mann meint es geht um einen Machtkampf
Klingt schwierig. Manchmal helfen Gegenfragen "Ja, wo ist denn das Hasi???" Ich hab auch schon gestaunt, was meine Mädels da für verblüffendene Antworten haben, wie "Schau, es ist in meinem Zauberhut!"
Mit dem Klo ähnlich. "Mitspielen" könnte hier bedeuten, dass du auch ruft "ICH muss aber auch DRIIIINGEND auf's Klo - wo ist nur diese Toilette wieder hin????" und wirst dann ritterlich von deinem Keks dorthin geleitet.
Ich denke dieses Alter ist so extrem von Fantasie geprägt, da kommt unser vernünftiges ERwachsenengehirn einfach nciht mit Mit MAchtkampf hat das sicher nix zu tun. Ich versuche das zu berücksichtigen bei meinen beiden 4-jährigen und zum Teil gelingt es mir, aber oft bin ich zu gestresst oder habe einfach nciht genug Fantasie, um hinter die völlig verquere Logik zu kommen. Und dieses "Nicht-verstanden-werden" durch die Eltern löst dann den einen oder anderen Wutanfall aus, so dass es scheint als gehe es um Macht.
Also um deine Frage zu beantworten: Euch fehlt bestimmt eine große Portion völlig verquere Fantasie
also eine wirkliche Lösung habe ich nicht parat, aber vielleicht einen Ansatz, was Du noch probieren könntest... Ich denke, dass sein Hasi nicht weg ist und auch das Klo noch da ist, wo es immer war, ist Deinem Sohn klar, deshalb bringt es vermutlich auch nicht viel, in dieser Richtung mitzuspielen. Hast Du ja auch schon versucht ("wir suchen den Hasen...", etc.). In dem Moment geht es glaube ich weder um ein Spiel noch um einen Machtkampf. Meine Vermutung ist, dass die Kinder sich eine Situation vorstellen, die ganz furchtbar für sie wäre (und vor der sie vielleicht auch Angst haben) und dann so darin aufgehen, bzw. sich so reinsteigern, dass das irgendwie ihre Realität ist. Und sie wollen in dieser Situation dann aufgefangen und verstanden werden.
Ich hatte eine ähnliche Situation mit meiner 4-jährigen Tochter. Ich war im ersten Moment so hilflos und ich hab dann auch echt mit ihr mitgeweint... Und zwar saß ich auf dem Sofa, meine Tochter kam ins Wohnzimmer, stellte sich mit etwas Abstand hin und fing auf einmal an zu weinen. Ich hab sie gefragt, was los ist und sie hat geantwortet: "Ich denke, dass meine Mama nicht mehr lebt. Sie ist im Himmel, aber ich kann gar nicht mehr zu ihr!" Mir steht schon wieder das Pipi in den Augen, während ich das schreibe, weil mich das irgendwie so geschockt hat. Meine Reaktion war dann erst ähnlich Deiner. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass ich doch vor ihr sitze und sie soll halt herkommen, bzw. ich bin dann zu ihr hin und wollte sie in den Arm nehmen. Aber sie ist total ausgeflippt und hat mich heulend weggeschubst und angeschrien, dass das nicht geht, weil ich ja tot bin und ganz weit weg im Himmel bin. Erstaunlicherweise hatte ich dann in dem Moment die richtige Eingebung und ich hab mich vor sie hingekniet und sie ganz ruhig angeschaut und versucht, ihre Gedanken und Gefühle zu benennen. "Bist Du unglaublich traurig, wenn Du Dir vorstellst, dass ich nicht mehr da bin?" "Fühlst Du Dich ganz hilflos, bei dem Gedanken, dass ich ganz weit weg bin?" "Weißt Du gar nicht, was Du dann machen sollst?" "Hast Du große Angst, dass das passieren könnte, dass ich nicht mehr bei Dir bin." Usw. Bei den ersten Sätzen hat sie einfach weiter geweint, irgendwann wurde sie etwas ruhiger und es kamen die ersten zaghaften "Ja"s auf meine Fragen. In dem Moment hab ich dann ihre Hände genommen und nach einigen weiteren Fragen konnte ich sie dann zu mir in die Arme holen und sie drücken. Da brach es dann nochmal richtig aus ihr heraus und sie hat geweint wie ein Schlosshund. Damit war das Drama dann aber aufgelöst und kam so nicht mehr vor.
Vielleicht liege ich komplett falsch, aber es klingt für mich bei Deinem Sohn auch nach Situationen, vor denen er sich fürchtet und wo er sich hilflos fühlt (sein geliebter Hasi ist weg, es ist kein Klo in Reichweite und er muss ganz dringend).
Wenn Dein Sohn in dem Moment gar nicht ansprechbar ist, wäre es vielleicht auch denkbar, sowas später nochmal anzusprechen und ihn zu fragen, was Du in der Situation machen sollst oder was er sich von Dir gewünscht hätte. Oder wirklich auch die Gefühle nachträglich nochmal aufwärmen und fragen, wie es ihm dabei ging, ob er Angst hat, dass sein Hasi wirklich einmal unauffindbar verschwunden sein könnte, etc.
einen Machtkampf schließe ich mal aus - ich würde pauschal nicht negative Absichten unterstellen.
Leider ist es nicht in allen Fällen möglich, das Problem zu lösen - was dann immer noch bleibt ist Zupruch und Spiegeln.
Manchmal hilft auch die Frage: "Was soll ich tun?" - das ist oft zielführender.
Ansonsten muss man auch nicht jedes Problem lösen und manchmal gibt es keine Lösung. Manchmal gewittert es einfach im Kopf der Kinder uns sie sind verwirrt und wissen gar nicht, was sie wollen. Da hilft abwarten und trösten und manchmal auch einfach aus der Situation nehmen (ich habe mein Kind auch schon gegen seinen Willen fortgetragen - man muss da einfach abwägen).
Ich finde Monas Idee toll, und kann mich ansonsten Danielle anschließen. Mein Großer hat manchmal "Blitzableitertage", da braucht er mich als seinen Blitzableiter. Wenn ich merke, ich KANN ihm gerade nicht helfen, werde ich deutlich entspannter. Ich glaube, er sucht dann quasi einen Auslöser, um all seine angestauten Gefühle rauszulassen. Ich bin dann einfach für ihn da, warte geduldig ab und biete Trost an - mehr kann ich nicht tun. Ich versuche schon manchmal, seine Gefühle in Worte zu fassen. Manchmal klappt es, manchmal nicht.
Du schriebst "was fehlt uns, um ihn zu verstehen?" und ich denke, er versteht sich in dem Moment vielleicht selbst nicht. Da ist gerade Chaos in seinem Kopf, und das muss raus, und da sucht er sich so einen "unsinnigen" Grund.
Daher: Für ihn da sein, ihm signalisieren, dass man ihn annimmt und ihm gerne helfen möchte, aber es wohl gerade nicht geht, und geduldig abwarten würde ich empfehlen.