Hallo, ich habe vor ein paar Tagen euren Blog gefunden und viel darin gelesen. Leider ist bei mir nun als Fazit ein niedergeschlagenes, trauriges Gefühl übrig geblieben - das kann ich doch alles gar nicht schaffen, dafür bin ich nicht gut genug! Mein Kleiner wird nun 6 Monate alt, es wird langsam besser, aber er war/ist ein sehr forderndes, zuwendungsbedürftiges Baby und ich habe so viel geweint wie schon seit Jahren nicht mehr. Seit er da ist, habe ich sowieso schon das Gefühl, nichts mehr richtig machen zu können und mich als eigenständige Person ganz aufzulösen, um nur noch in allen Rollen (Mutter, zZt Hausfrau, Partnerin, psych. Beistand meiner Mutter...) zu "funktionieren". Nun las ich, ich sollte nicht loben, nicht "Nein"sagen, keinen Redeschwall an das Baby richten, alles Beißen und später Hauen hinnehmen... Natürlich möchte ich das Beste für den Kleinen und ihm in allen Lebensphasen helfen, aber ich scheine nicht gut genug dafür zu sein, denn ich mach(t)e viele der "verbotenen" Dinge ganz automatisch und jetzt bleiben mir oft die Worte ganz verkrampft im Hals stecken.
Mein Mann und ich wollten immer zwei Kinder, aber der kräftemäßige Klimmzug mit unserem Ersten lässt uns überlegen...und die Lektüre des "Entthronungs"-Artikels entmutigte mich weiter - wenn ich nun schon daran scheitere, 100% meiner Kraft zu mobilisieren, woher soll ich denn dann 150% nehmen? Und ich habe es auch so verstanden, dass es für eine Mutter auch kein Anrecht auf Auszeiten gibt, auf selbstbestimmte Inseln...dass das alles "Bequemlichkeit" ist, die man dem Kind abzieht und deshalb aufzugeben hat...WENN man alles gut und richtig für die Kinderseele machen möchte. Ich merke, dass ich das nicht schaffen kann und sehe nun schon den Stempel "Schlechte Mutter" auf meiner Stirn prangen, weil ich mein Kind manchmal auch "mitlaufen" lassen muss.
Bevor ich selbst schwanger wurde, beobachtete ich immer meine Nichte, die zwar ein pfiffiges Kind, aber innerhalb der Familie ein wirklicher Tyrann ist, und das obwohl sich meine Schwester alle Beine ausgerissen hat, um der Kleinen alles recht zu machen, sie weder zu tadeln noch zu strafen und ihr ALLE Freiheiten zu geben. Da die Kleine nun wirklich keine Grenzen kennt und keinerlei Respekt vor dem Eigentum, den Gefühlen oder dem Schmerz andere Menschen hat, ist es nicht schön mit ihr Zeit zu verbringen und für mich war immer klar, dass ich nicht so ein Kind haben möchte.
Aber nun...wenn ich mit Grenzen und Regeln auch wieder alles falsch mache und das Kind so viel wie möglich selbstbestimmt machen lassen soll, während ich kein Recht auf das Ausdrücken eigener Bedürfnisse habe, weiß ich gar nicht mehr, wie ich das mit einem, geschweige denn zwei Kindern schaffen soll... :'(
ZitatNun las ich, ich sollte nicht loben, nicht "Nein"sagen, keinen Redeschwall an das Baby richten, alles Beißen und später Hauen hinnehmen...
Das steht ja SO nicht hier (oder ich habe es zu meinen Gunsten anders interpretiert). Nicht loben: Mir leuchtet die Intention dahinter ein, aber in völliger Konsequenz ist das Prinzip nichts für mich. Wenn ich z.B. sage "Mensch, Du bist ja alleine die Rutsche runtergerutscht!" erschließt sich mir nicht, warum ich nicht auch noch ein "Super!" hinterher schicken kann. Dass man nicht wegen jedem Sch... loben soll, ist mir klar. Aber wenn ich mir mit irgendwas viel Mühe gegeben habe und auf das Ergebnis stolz bin, freue ich mich auch über Lob. (Bei Standardsachen hingegen würde ich mir veräppelt vorkommen, aber so handhabe ich das halt auch mit unserem Sohn.)
Nicht "Nein" sagen: Das stimmt nicht. Es geht darum, das "Nein" nicht inflationär anzuwenden, sondern nur bei Sachen, die wirklich tabu sind (wie Herd, Steckdosen etc). Denn inflationär verwendetes "Nein" verliert seine Wirkung. Lies Dir den Artikel noch mal unter diesem Aspekt durch.
Redeschwall: Mit Babys muss geredet werden, und zwar nicht im "Baby-Sprech", sondern ganz normal. Nur wenn Kinder viel der Sprache ausgesetzt werden, lernen sie diese auch gut. Es muss halt nur altersgerecht mit dem Kind kommuniziert werden. Je älter die Kinder werden, desto komplexer kann ein Satz sein.
Beißen und Hauen: Auch hier steht nirgends, dass man das einfach hinnehmen muss, sondern es geht darum, die Ursachen für das Verhalten zu erkennen und dort anzusetzen. Und es wird erläutert, dass Kinder oft keine andere Möglichkeit haben, Ihren Unwillen kund zu tun als über den Weg des Hauens oder Beißens. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass Hauen und Beißen einfach so hingenommen werden müssen.
Generell würde ich erst einmal nur die Artikel lesen, die IM MOMENT für Euch relevant sind und nicht auch schon die, die erst in ein paar Jahren wichtig sein werden. Das überfordert sonst nämlich total.
Und keiner kann sein eigenes "Päckchen" ad hoc über Bord werfen. Keiner kann durch das Lesen eines Artikels sofort alle Ratschläge umsetzen. Darum geht es hier auch gar nicht. Hier geht es um das Verständnis für das Kind und seine Verhaltensweisen. Hier geht es darum, wie man es besser machen kann, um Anregungen. Perfekt wird dadurch niemand, wenn man dadurch aber besser wird, ist das Ziel schon erreicht.
Aber auch hier gilt: Wende das an, was für Dich und Deine Familie passend scheint und verwerfe das, mit dem Du Dich nicht identifizieren kannst. Manche finden Bücher wie "Jedes Kind kann Regeln lernen" super und die Erziehungsmethoden, wie sie hier "propagiert" werden, fürchterlich, weil sie in ihren Augen zu locker sind. Ich habe das o.g. Buch gelesen und kann mich damit gar nicht identifizieren. Ich habe mich hier hingegen beim Lesen sofort "heimisch" gefühlt. Du musst selbst für Dich entscheiden, welchen Weg Du gehen möchtest.
Alles in allem liest sich Dein Beitrag für mich so, als ob Du gerade akut überfordert oder am Rande einer Depression stehst. Bitte versteh mich nicht falsch, ich bin kein experte und will Dir nicht zu nahe treten, vielleicht bist Du auch einfach nur im Moment schlecht drauf. Aber mir scheint, dass Du erst einmal Hilfe für Dich brauchst und erst dann für die Erziehung Deines Kindes.
solidarische Grüße von mir Lass dich nicht verunsichern! Was in diesem Blog auf keinen Fall vermittelt werden soll, ist, dass DU hintendran stehst. Ganz ehrlich, Dein Wohl ist für dein Kind genauso wichtig wie sein eigenes. Was viele der Artikel vermitteln wollen ist eher, dass du nicht z.B. aus Bequemlichkeit dein Kind lieber schreien lässt, als empathisch auf es einzugehen. Wenn du aber gerade auf Toilette musst oder endlich mal unter die Dusche, dann kann auch das Kind mal 10 Minuten schreien ohne dass es Schaden nehmen wird. Und natürlich brauchst du Auszeiten! Wenn deine Mutter dir kein Beistand sein kann (sondern du ihrer bist?), an wen kannst du dich sonst wenden? Schwiegereltern, Freunde, Nachbarn? Trau dich andere um Hilfe zu bitten, dein Baby mal einen Nachmittag zu betreuen, damit du zur Massage gehen kannst oder so. Ich war immer furchtbar verspannt vom vielen Tragen und sehr dankbar und glücklich wenn meine SChwiegereltern mit leckerem Essen vorbeikamen, ich in Ruhe etwas essen durfte, duschen und dann mal zum Frisör, zur Massage oder einfach ne Runde schlafen
Du machst ja schon ganz viel richtig, weil du dich überhaupt mit dem Thema auseinandersetzt und für dein Baby das Beste willst. Und du hast sogar eine konkrete Vorstellung, wie es NICHT laufen soll. Da lass dich mal nicht verunsichern!
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für so freundliche Antworten genommen habt!! <3
Ich werde dem Ratschlag folgen und in einem ruhigen Moment alles noch einmal nachlesen... Zur Zeit sieht die Welt einfach insgesamt dunkler aus, also warte ich die ätzende Phase einfach erst einmal ab.
Soziales Umfeld habe ich tatsächlich nicht so wirklich, wir sind recht frisch umgezogen, meine Mutter ist von ihrem eigenen Leben überfordert, mein Vater als Opa nicht erwähnenswert, Schwiegereltern sind in laaangem Urlaub und mein Mann muss im neuen Job ranklotzen, auch mit mehrtägigen Auswärtsterminen.
ich muss jetzt leider los, meine Kinder aus der Kita abholen, aber ich schreibe dir nachher noch. Heute Abend, wenn ich die Großen einschlafbegleite, habe ich Zeit dafür. Sei bis dahin herzlich gedrückt!
P.S. Der Blog heißt nicht umsonst: ...treibt mich in den Wahnsinn'. Genau wie du habe ich mich gefühlt, als mein Fräulein Chaos 6 Monate alt war! Es war mir alles zu viel, ich wollte das Klebebaby endlich mal wieder von meinem Körper runter haben, ich wollte in Ruhe duschen und mal wieder eine Zeitung lesen und nicht hastig hastig irgendetwas runterschlingen, sondern schön Essen gehen. Ich verstehe also sehr gut deine dunklen, entmutigten Gedanken!
Hmmm, ich finde es manchmal auch schwierig, viel darüber zu lesen, wie es sein sollte, und es danach ein wenig anders zu haben, gleichzeitig finde ich auch, dass gerade in Blogs wie diesem nicht Rezepte angegeben werden, nach denen man kochen muss, will man eine gute Mutter sein.
Ich (Mama einer überüberwachen und daher recht anstrengenden Tochter von fast sechs Monaten) finde es auch nicht immer leicht, meine Ansprüche anzupassen, aber es geht mir wesentlich besser, wenn ich mir vornehme, eine ausreichend gute statt eine sehr gute Mutter zu sein.
Schwieriger finde ich da eher, mich von Ansprüchen meines Umfelds abzugrenzen. Wenn ich zum Beispiel lese, dass Kinder ab sechs Monaten durchschlafen sollten, recherchiere ich einfach weiter und gleiche dann in aller Ruhe mit meiner natürlich nicht durchschlafenden Tochter ab. Wenn jedoch meine Schwiegermutter entsetzt ruft "Was, sie weckt dich nachts noch ein, zwei Mal, immer noch?", zweifle ich ganz doll an meinen erzieherischen Fähigkeiten und muss mich danach zum Beispiel mit diesem Blog wieder ins Gleichgewicht bringen .
Ich glaube, wir haben da alle unsere Schwachstellen, Zweifel und Ängste. Aber dass wir uns auf Seiten wie dieser herumtreiben, heisst ja, dass wir es ganz o.k. machen - vielleicht sogar, wenn die Umstände bei uns und beim Kind gerade stimmen, ganz gut. Und manchmal auch sehr lausig, selbstverständlich.
PS: und noch eine spannende These des klugen, aber hardcore stillfeindlichen und auch sonst sehr provokativen Buches "Der Konflikt. Die Frau und die Mutter" der französischen Philosophin und Soziologin Elisabeth Badinter: Französinnen hätten im gesamteuropäischen Vergleich so viele Kinder, weil sie relativ geringe Ansprüche an ihre Mutterrolle hätten. (Attachment parenting und Tragen gilt dort übrigens als total überspannt und exotisch. ) Das finde ich bedenkenswert... Ich denke, hohe Ansprüche sollten einen nicht behindern. Naja, aber genug gequatscht für heute, bin ja auch nur so eine überselbstkritische Mama!
das geht vorbei! Wohin seid Ihr denn gezogen? Aufs Land oder wohnt ihr in der Stadt? In der Stadt gibt es viele Möglichkeiten, in Kontakt zu anderen Müttern zu treten (Elterncafés, Krabbelgruppen usw). Auf dem Land ist das etwas schwieriger, aber vielleicht bieten die Kirchengemeinden etwas an? Es ist da auch egal, ob Du Mitglied in der Gemeinde bist, die Angebote stehen eigentlich allen offen.
Wenn Dir das alles zu viel wird, sag innerlich "STOP!". Und gönne Dir Zeit für Dich in dem Dir möglichen Rahmen. Lass z.B. den Haushalt einfach liegen, gerne für ein paar Tage. Geh mit deinem Sohn auf den Spielplatz oder albere mit ihm rum. Versuche, die Zeit ausschließlich ihm zu widmen und freu Dich darüber genauso, wie er sich darüber freut. Versuche, den Druck von Dir abfallen zu lassen. (Vielleicht hilft Dir progressive Muskelentspannung, das kann man auch gut abends vor dem Schlafengehen machen.)
Es ist völlig normal, dass man mit Kindern am Anfang als eigenständige Person quasi aufhört zu existieren (wir haben auch keine familiäre Unterstützung). Mein Kleiner ist jetzt zwei, und inzwischen kann ich ihn auf dem Spielplatz auch mal "laufen lassen", muss beim Klettern nur noch assistieren und nicht mehr überall hochheben etc. Es wird dahingehen einfacher.
Und über eines kannst Du Dir sicher sein: Du BIST eine GUTE Mutter! Denn jede Mutter, die Erziehungsratgeber, in Foren oder Blogs liest, beschäftigt sich damit und will es gut machen. Keiner ist perfekt. Ich habe letztens gelesen, dass eine "Umsetzungsquote" von 70% ausreichend ist, um eine gute Mutter zu sein.
Zitat von JuleHallo, ich habe vor ein paar Tagen euren Blog gefunden und viel darin gelesen. Leider ist bei mir nun als Fazit ein niedergeschlagenes, trauriges Gefühl übrig geblieben - das kann ich doch alles gar nicht schaffen, dafür bin ich nicht gut genug! Mein Kleiner wird nun 6 Monate alt, es wird langsam besser, aber er war/ist ein sehr forderndes, zuwendungsbedürftiges Baby und ich habe so viel geweint wie schon seit Jahren nicht mehr. Seit er da ist, habe ich sowieso schon das Gefühl, nichts mehr richtig machen zu können und mich als eigenständige Person ganz aufzulösen, um nur noch in allen Rollen (Mutter, zZt Hausfrau, Partnerin, psych. Beistand meiner Mutter...) zu "funktionieren". Nun las ich, ich sollte nicht loben, nicht "Nein" sagen, keinen Redeschwall an das Baby richten, alles Beißen und später Hauen hinnehmen... Natürlich möchte ich das Beste für den Kleinen und ihm in allen Lebensphasen helfen, aber ich scheine nicht gut genug dafür zu sein, denn ich mach(t)e viele der "verbotenen" Dinge ganz automatisch und jetzt bleiben mir oft die Worte ganz verkrampft im Hals stecken.
Mein Mann und ich wollten immer zwei Kinder, aber der kräftemäßige Klimmzug mit unserem Ersten lässt uns überlegen...und die Lektüre des "Entthronungs"-Artikels entmutigte mich weiter - wenn ich nun schon daran scheitere, 100% meiner Kraft zu mobilisieren, woher soll ich denn dann 150% nehmen? Und ich habe es auch so verstanden, dass es für eine Mutter auch kein Anrecht auf Auszeiten gibt, auf selbstbestimmte Inseln...dass das alles "Bequemlichkeit" ist, die man dem Kind abzieht und deshalb aufzugeben hat...WENN man alles gut und richtig für die Kinderseele machen möchte. Ich merke, dass ich das nicht schaffen kann und sehe nun schon den Stempel "Schlechte Mutter" auf meiner Stirn prangen, weil ich mein Kind manchmal auch "mitlaufen" lassen muss.
Bevor ich selbst schwanger wurde, beobachtete ich immer meine Nichte, die zwar ein pfiffiges Kind, aber innerhalb der Familie ein wirklicher Tyrann ist, und das obwohl sich meine Schwester alle Beine ausgerissen hat, um der Kleinen alles recht zu machen, sie weder zu tadeln noch zu strafen und ihr ALLE Freiheiten zu geben. Da die Kleine nun wirklich keine Grenzen kennt und keinerlei Respekt vor dem Eigentum, den Gefühlen oder dem Schmerz andere Menschen hat, ist es nicht schön mit ihr Zeit zu verbringen und für mich war immer klar, dass ich nicht so ein Kind haben möchte.
Aber nun...wenn ich mit Grenzen und Regeln auch wieder alles falsch mache und das Kind so viel wie möglich selbstbestimmt machen lassen soll, während ich kein Recht auf das Ausdrücken eigener Bedürfnisse habe, weiß ich gar nicht mehr, wie ich das mit einem, geschweige denn zwei Kindern schaffen soll... :'(
Unglückliche Grüße, Jule
Liebe Jule,
ich kann wirklich, wirklich gut nachvollziehen, wie unglücklich du dich im Moment fühlst, denn auch ich steckte tief in der Krise, als meine Töchter 6 Monate alt waren. Es war mir einfach alles zu viel. Ich hatte nicht erwartet, dass ich wirklich gar nichts mehr machen konnte, was vor den Kindern selbstverständlich war. Essen gehen, Kino, Theater, Spaziergänge mitten in der Nacht, oder auch einfach nur mal in Ruhe duschen, das Frühstück gemütlich essen und dabei die Zeitung lesen oder auch einfach vor dem Computer sitzen und rumdaddeln, die Zeit vertun. Ich hatte erwartet, dass das alles mit Baby auch noch geht, denn hey, die schlafen doch die meiste Zeit?! Es war für mich der totale Schock, dass das eben nicht so ist, dass ich mit den Babys nicht mal eben in ein Cafe gehen kann, weil sie dort aufwachen und alles zusammenschreien würden. Ich kam mir vor wie eine Aussätzige, die zwei alles einnehmende Aliens an sich kleben hat. Völlig fremdgesteuert, ohne die Möglichkeit, meine eigenen Bedürfnisse auch nur ansatzweise zu befriedigen und dabei durch die Lautstärke für die Umwelt auch noch störend.
Hätte ich zu dieser Zeit meinen eigenen Blog gelesen, wäre ich noch mehr verzweifelt, denn ja, hier stehen viele Dinge, die irgendwie wichtig klingen für das Aufwachsen unserer Kinder. Dinge, die man doch unbedingt umsetzen muss und wenn man das nicht schafft, dann knickt man doch die Psyche seines Nachwuchses! Hilfe! Dass dem nicht so ist, hätte ich in meinem damaligen Zustand nicht sehen können. Ich hätte nur gedacht, dass das alles viel zu viel ist und ich das niemals schaffen kann und daher besser gleich bleiben lasse.
Ich rate dir, hier nicht "vorzulesen", zumindest noch nicht jetzt. Lies nochmal, wenn dein Baby ein Jahr alt ist, oder vielleicht 1,5. Aber lies immer nur die Artikel, die sich dann mit dem Alter deines Kindes beschäftigen. Jetzt zum Beispiel brauchst du noch nicht übers Loben zu lesen und auch nicht über die Entthronung. Du wächst doch noch in deine Mutterrolle rein - so wirst du auch in die Artikel "reinwachsen". Und dann wirst du sehen, dass darin niemals steht "So musst du das machen, sonst passiert etwas ganz Schlimmes.", sondern: "So könntest du es machen und es scheint wissenschaftlich belegt, dass es dann deinem Kind gut geht. Andererseits geht es ihm auch nicht schlecht, wenn du es nicht tust."
Ich denke, du hast schon den Bindungsartikel gelesen und mittlerweile bereue ich ein bisschen, ihn geschrieben zu haben, denn er verunsichert die Mütter eher, als dass er hilft. Die Aussage hinter diesem Artikel sollte aber eigentlich entspannend sein: solange du dich mit deinem Baby beschäftigst, ihm in die Augen siehst, es anlächelst, in Dialog mit seinen Gurrlauten gehst, es streichelst und liebkost und es nicht unnötig schreien lässt (Da steht, du darfst auch duschen gehen! Und aufs Klo sowieso!), wird sich in jedem Fall eine gute Bindung aufbauen! Keine Mutter, die diesen Blog liest, hat eine unsichere Bindung zu ihrem Baby- wie soll das gehen? Wir tun doch wirklich alles in unserer macht Stehende, damit es unseren Kindern gut geht.
Du bist, genauso, wie du bist, die beste Mutter, die dein Baby kennt und es liebt dich so wie du bist. Es ist das große Geschenk unserer Kinder an uns: Sie lieben uns immer bedingungslos, egal wie unzulänglich wir in unseren eigenen Augen erscheinen. Für unsere Kinder sind wir Heilige, sie gehen davon aus, dass alles, was wir tun, zu ihrem Besten ist. Notfalls verändern sie sogar ihren Blick auf die Welt, um an diesem positiven Bild von uns festhalten zu können.
Du kannst also wirklich gar nichts "falsch" machen - für alles, was du tust, wirst du von deinem Kind (in den ersten Jahren) geliebt und angehimmelt werden. Egal, wie viele Fehler du machst - dein Kind wird es gar nicht merken, weil es davon ausgeht, dass alles, was du tust, richtig ist.
Und aus dieser Position heraus geht das Begleiten unserer Kinder ins Leben doch viel einfacher: Ja, wir sind nicht perfekt. Keiner von uns. Aber jeder Fehler, den wir vermeiden, ist ein schöner Schritt in die richtige Richtung. Deinem Kind geht es gut und es ist glücklich mit dir, genau so, wie du gerade bist. Veränderst du dich, wird es ebenso glücklich sein, vielleicht sogar glücklicher. Wer weiß? Es gibt keine Studien darüber. Aber das heißt nicht, dass wir uns verbiegen müssen. Das, was zu dir passt, nimmst du aus diesem Blog an. Alles, was dich hemmt, lässt du beiseite. Es macht keinen Sinn, sich darüber zu grämen, was du alles nicht kannst oder schaffst, denn es geht deinem Baby immer gut mit dir. Es ist besser, in die andere Richtung zu gucken und dich darüber zu freuen, wenn du eine Veränderung schaffst, die du gerne wolltest. Schritt für Schritt.
Liebe Jule, ich wollte dich nur wissen lassen, dass es mir genauso ergangen ist, und zwischenzeitlich immer wieder so ergeht. Du bist nicht allein! Ich frage mich oft,wann nähen die anderen Mütter diese zauberhaften Strampler? Mein Tag ist oftmals mit duschen, Essen, stillen,wickeln und in den Schlaf schaukeln so ausgefüllt, dass ich mich freue wenn ich es schaffe eine Maschine Windeln zu waschen... Ein Stapel Schlafratgeber im Regal, und jedemenge tolle Ratschläge aus der Bekanntschaft im Nacken. Ich glaube mittlerweile, dass da "Draußen" viele Mütter rumirren die sich überfordert fühlen und sich zu sehr unter Druck setzen. Es spricht nur keiner drüber... Ich schicke dir allerherzlichste Grüße, Carmen
Du darfst unseren Blog nicht als Handlungsanweisung für die perfekte Erziehung sehen, sondern bitte einfach nur als Anregung zum Nachdenken. Du magst in Bezug auf manche Dinge zu anderen Schlüssen kommen oder anderes ganz anders werten, als wir.
Weißt Du - wir schreiben darüber, wie man es - nach unserer Meinung - vermeintlich am besten machen könnte. Aber - das ist ganz wichtig - man MUSS das nicht alles umsetzen, um ein glückliches Kind zu haben. Tatsächlich kämpfe auch ich selbst jeden Tag damit, diese Ansprüche zu erfüllen. Aber: Mir ist klar, dass das sowohl unmöglich, als auch unnötig ist.
Was zählt, ist die Bemühung, nicht die Perfektion! Entspann Dich - Du bist eine tolle Mutter, die auch Bedürfnisse hat und auch haben darf. Es wird einfacher und dann klärt sich der Blick auch wieder. Wenn man ein anspruchsvolles Baby hat, dann ist man am Rand der Leistungsfähigkeit. Aber das vergeht - versprochen!
Ach, ich kann gar nicht ausdrücken, wie dankbar ich euch bin... DANKE für die tröstenden Worte, die Ehrlichkeit (selten genug heutzutage...die Mütter um mich herum haben größtenteils stets perfekte Kinder), die guten Ideen und Tipps. All das bedeutet mir wirklich viel und hilft mir dabei, Hoffnung zu schöpfen. Ganz besonders danke ich euch, snowqueen und danielle, dass ihr mich verstanden habt, dass ich nicht blöd über euren Blog rummeckern wollte...und dass ihr euch noch extra Zeit für mich genommen habt. Ich werde die Ratschläge befolgen und erst einmal zusehen, dass ich etwas zur Ruhe komme. Manchmal schlägt einfach alles so über dem eigenen dummen Kopf zusammen...
ich habe mich gefreut, von Dir zu lesen. Lass Dich nicht entmutigen - sortiere Deine Gedanken und versuch, auch den Input langsam wirken zu lassen - Du wirst sehen, dass die vermeintliche Mauer nicht so hoch ist.
Du hast uns zu einem Artikel inspiriert - der wird noch einige Zeit dauern, aber er ist mir wirklich wichtig. Und nein - als Meckern habe ich es wirklich nicht verstanden - ich kann gut nachvollziehen, was Du fühlst - mir ging das ähnlich nach der Lektüre von Kohns "Liebe und Eigenständigkeit".