dies ist mein allererster Beitrag bis auf den Vorstellungsbeitrag.. Seit zwei Monaten habe ich euer Blog (und auch die vielen anderen Links von anderen Personen) ganz intensiv gelesen. Ich beschäftige mich nun ja mit ganz vielen Themen, von Kooperation bis GFK, von Entthronung bis Wutausbrüche, Bedürfnisse usw, die allen finde ich sehr interessant, und "unlogischerweise" neu, überall finde ich Baustelle obwohl ich schon seit mehr als vier Jahren Mutter bin.
Viele Fragen habe ich, aber nicht alle Fragen muss man ja sofort stellen, möchte aber diese eine Frage ganz gern stellen. Wegen Schule.
Zunächst mal bin ich ganz überzeugt, wie "Frühförderung" den Kindern eigentlich mehr schaden als helfen. Nachdem ich euren Artikel drüber gelesen habe, habe ich meine beiden Kinder(4J und fast 1J) wirklich beobachtet, und habe gesehen, wie sie tatsächlich lernen. Außerdem habe ich über mich selber nachgedacht, was ich früher so hatte, welche Fähigkeiten ich (tatsächlich, glaube ich..) verlernt habe.
nun zu der eigentlichen Frage : was haltet ihr von der Schule? Ich weiß, eure Kinder gehen ja noch nicht dahin, und meine auch. Würdet ihr eure Kinder in ganz normaler Schule schicken?
Nun besteht bei uns doch die Möglichkeit, Kinder nicht in die Schule schicken zu müssen, wenn, wir wieder zurück in unsere Heimat gehen, dort ist keine Schulpflicht. Ich bin sehr sehr von Andre Sterns Geschichte überzeugt, sein Buch ist nun unterwegs zu uns, hab aber die vielen Interviews von ihm schon gesehen. Was haltet ihr von ihm? Und auch Alfie Kohn rät (glaube ich) von gewöhnlicher Schule ab, habe aber von ihm noch nicht so viel gelesen.
Ich studiere bis jetzt noch das Master Studium (Mathe), bin also "Akademikerin", hab aber immer wieder Stress von vielen Prüfungen usw, und möchte meinen Kindern das gern ersparen. Man lernt ja heutzutage nicht mehr um des Lernens Willen, sondern mehr um die gute (beste) Note zu bekommen, und das find ich--schlimm.. Oder?
Ganz liebe Grüße, und freue mich schonmal auf den Austausch.. raphalotte
Genau dieses Thema beschäftigt mich momentan auch. Obwohl ich noch Lange Zeit habe (Tochter ist fast 2). Habe jetzt die Doku "Alphabet - Angst oder Liebe" gesehen und würde meine Kleine am liebsten nie zur Schule schicken. Jaja, hat mir auch nicht geschadet, wie so vieles nicht. Aber gerade die Aussage von André Stern "ich musste Mit freundlichen Grüßen nie bewerben oder beweisen". Ja eben. Warum diese Konkurrenz? Wozu soll ich mich beweisen, ich bin gut wie ich bin! Ich möchte das meine Tochter sich selbstverständlich als perfekt und wunderbar im Sinne von "talentiert" wahrnimmt. Nun ja.. Weiß nicht, wie das mit der Schulpflicht zu vereinbaren ist?! Ich habe jedoch in Leipzig eine freie Schule gefunden. Da gibt es auch keine Noten o.ä. Das wäre akzeptabel für mich. Oder montessori.
ich weiß nicht, welches Land deine "Heimat" ist. Vielleicht bist du Französin und ich trage Eulen nach Athen. Aber da Andre Stern ja in Frankreich lebt und ich mich gerade intensiv mit einer Französin austausche, die mit ihrer Familie genau wegen der Schule aus Frankreich weggegangen ist, liegt mir am Herzen, dass man Schulsysteme einfach nie so ganz vergleichen kann. Also nachdem, was meine Freundin mir erzählt, ist bereits der "Kindergarten" in Frankreich so wahnsinnig verschult, ihre kleine Tochter war bereits mit 4 Jahren großem Leistungsdruck ausgesetzt. Unter solchen Umständen würde ich die Schule (und natürlich auch den Kindergarten) absolut ablehnen. Das amerikanische Schulsystem (welches Kohn ja meint, wenn er Schule kritisiert) durfte ich selbst einige Monate kennenlernen. Und auch das ist ja nun mal SEHR anders als in Deutschland. Und auch in Deutschland gibt es schlechte Schulen und gute Schulen. Es gibt wunderbare Schulen oft freier Träger (z.B. kenne ich wirklich tolle Montessorieschulen), aber auch eine stinknormale Regelschule KANN gut sein, wenn der Lehrer engagiert ist. Auch da ist es oft möglich, dass die Kinder nach ihrem Tempo und ihren Interessen lernen. Was mir beim Freilernertum bzw. den Schulkritikern um Andre Stern (aber wie gesagt, bei solchen Bedingungen wie sie meine französische Freundin mit ihrer Tochter erlebt hat, würde ich auch eine Schulkritikerin werden) fehlt, ist der soziale Aspekt. Für meinen Großen ist das allerwichtigste die Gruppenzugehörigkeit. Er liebt seinen Kindergarten, er will seine Freunde um sich haben. Ich in der festen Überzeugung, dass er die Schule mögen wird, einfach, weil er da von Kindern umgeben ist. Ich halte es für absolut nicht kindgerecht, wenn ein Kind wie Andre Sterns Sohn als Einzelkind vollkommen isoliert in der französischen Pampa groß wird und 1 Mal die Woche für 90 Minuten andere Kinder im Malort seines Großvaters "trifft", wo man aber nicht sprechen darf. Aber: Kinder sind verschieden. Und Eltern haben unterschiedliche Prioritäten. Ich persönlich glaube weder an die strikte Trennung von intrinsicher und extrinsischer Motivation. Und ich habe großes Vertrauen, dass meine Kinder trotz Vorgaben von außen ihre eigenen Interessen nicht aus den Augen verlieren. Ich habe auch genug Vertrauen in uns Eltern, zu merken, wenn unser Kind etwas lernen will, und es dabei zu unterstützen. Ich kenne auch die Löwenmama in mir, die ihrem Kind beistehen wird, wenn es etwas eben NICHT lernen will... Nichtsdestotrotz wünsche ich mir natürlich, eine tolle Schule für meine Kinder zu finden, bin aber unsicher, ob mir das (hier) gelingen wird. Keine Schule käme für mich aber nicht in Frage. Ich sehe im Leben aber auch einfach viele andere zentrale Themen außer "Lernen", deswegen ist es mir wohl nicht ganz so wichtig, dass meine Kinder unbedingt und in jedem Fall frei lernen. (Wie gesagt, glaube ich sowieso, dass wir selbst mit Schule halbwegs hinkriegen werden.)
Hallo ihr lieben, danke erstmal! Jaaa.. Das stimmt auch. Es hängt ja vom Schulsystem ab. Ich kenne mich leider in DE nicht aus, da ich ja nicht hier in die Schule gegangen bin. Aber ich weiß wohl, dass hier das System viel besser ist, als dort wo ich gegangen bin, und ich weiß auch dass dort die Schulen nach amerikanischen Schulen gerichtet sind.
Du, laetizia, hast gesagt, dass du eine gute Montessori Schule kennst, und glaubst auch dass es gute normale Schule auch gibt. Woran kann man eigentlich erkennen, dass eine Schule gut ist? Ja natürlich hängt das alles in erster Linie von den Lehrern ab, aber wie kann man das wissen, wenn man noch nicht drinnen ist? Fragen nach Erfahrungen kann man ja bestimmt immer, aber sowie jedes Kind anders ist, sind ja jede Eltern auch anders oder, wenn es um solche Sachen geht? So etwas kenne ich nur zu gut, denn selbst wegen "Erziehung" hat jede schon (GANZ) verschiedene Meinung. Da bin ich aber schon zu weit von meinem Thema
Zurück zu dem Thema, ich hab nun immer wieder gelesen, wie Konkurrenz das Lernen schadet. Und dass Lob und Strafe die Motivation eines Verhaltens "verändern" können, dasind wir einig, oder? Und selbst das Notensystem finde ich wirkt ja genauso wie Lob und Strafe.. (habe ich zu viel von Alfie Kohn gelesen?! ) was spricht hier also für die gute normale Schule? Würdet ihr dann nicht am besten eure Kinder sofort in eine Montessori Schule o.ä. schicken?
Von eigener Erfahrung kenne ich ja. Ich war immer sehr gut in der Schule (bei uns gibt es sogar das Ranking System, nach einem Semester werden die Eltern also berichtet, wie gut ihre Kinder sind, ganz komplett mit der "Stufe", ob ihr Kind nun die Nummer 1, oder die Nummer 20 in der Klasse ist. Finde ich jetzt grausam, irgendwie...) ich weiß nun, wenn ich als Erwachsene keine gute Note im Studium bekomme, dann verliere ich sofort die Lust aufs Lernen. Ja es spielt bestimmt noch weitere Faktoren in meinem Leben, aber ich denke schon, dass dieses Notensystem auch meine Freude am Lernen verdorben hat...
Was haltet ihr davon? Bin gespannt auf eure Antworten! Danke!!!
ja, genau wegen dieser Erwägungen habe ich mein Kind dieses Jahr in eine Montessorischule eingeschult. Ich bin heute noch jeden Tag von Herzen dankbar, dass wir dort einen Platz bekommen haben (90 Bewerber auf 24 Plätze). Es wäre mir sehr, sehr, sehr schwer gefallen, mein Kind auf die Regelschule zu schicken. Ja - natürlich gibt es welche, die ganz gut sind und es gibt auch Lehrer, die sehr engagiert sind... aber das sind leider Einzelfälle. In unserer Grundschule sind alle Grundschullehrer über 60 und nicht wirklich motiviert und teilweise sogar schrecklich - da kommt die Direktorin schon mal rein und bittet die Lehrerin, die Kinder nicht so anzuschreien .
Meine Tochter hätte in der Regelschule keine Probleme, dem Stoff zu folgen - aber sie wäre ziemlich sicher schnell unmotiviert. Und wenn ich die Schule jetzt hautnah erlebe, kann ich wirklich feststellen, dass es ein Unterschied wie Tag und Nacht ist und ich mir nach allem, was ich gelesen habe, nicht vorstellen kann, dass meine Kinder woanders hin gehen.
Unschooling käme für mich nicht in Betracht - laetizia hat ja schon einige Gründe genannt. Homeschooling würde ich auch nicht leisten wollen. Daher sind freie/demokratische Schulen für mich ein guter Kompromiss und wirklich ein Segen!
danke! ach noch Fragen dazu.. kennst du dich aus, woran liegt genauer der Unterschied zwischen den vielen Freie-Schulen? Ich weiß ehrlich gesagt nur von Montessori und Waldorf Schule. Und warum schickst du (gezielt?) deine Tochter in eine Montessori Schule (und nicht in andere freie Schule)? Den Fall von normaler Schule schließe ich erstmal ab.
Große Tochter kommt erst in zwei Jahren in die Schule, aber ich mache mir schon Gedanken dafür. Schon Kindergarten mag sie nicht.. Sie hat zwar schon dicke Freundschaft gemacht, und freut sich (manchmal) auf die Freundin. Aber die Begeisterung, in Kiga zu gehen, fehlt einfach, und das JEDEN TAG! Sie hätte gern immer zuhause bei mir geblieben, was leider nicht immer geht. Es gibt bis jetzt noch keinen einzigen Tag, wo sie morgens voller Begeisterung in Kiga geht..
Mein Mann und ich haben immer beobachtet, wie sie sich bei vielen Sachen nicht konzentrieren kann. Z.B. Sie geht ja samstags in einem Schwimmkurs. Sie kann Befehle nicht folgen, sondern macht nur was die anderen Kinder machen, nach. Und wir haben so den Verdacht, dass das mit dem Kiga auch daran liegen könnte. Dort werden ja in einer Gruppe Befehle (im guten Sinne meine ich natürlich) gegeben. Und vielleicht hat sie Schwierigkeiten dafür. Ich habe die Erzieherinen danach gefragt, aber es fällt ihnen nichts auf (was mich eigentlich unzufrieden macht..).
Da meine Tochter ja zweisprachig gewachsen ist, hatten wir auch den Verdacht, dass das an die Sprache liegt. Danach haben wir die Erzieherinen auch gefragt, aber nochmal ist es ihnen nichts aufgefallen. Sie meinten, man könne meine Tochter gut verstehen, und sie verstehe auch gut.
Ich finde natürlich dass das alles nicht soooo schlimm ist. Aber mein Mann ist zu dem Gedanke gekommen, dass unsere Tochter später Probleme in der Schule haben würde, wenn sie sich weiter so verhält. Ich hab viele..viele.. Sachen per Google gelesen (haha), hab mich sogar mit ADHS und co Vertraut gemacht, dann habe ich euer Blog gefunden und hab mit Alfie Kohn und Andre Stern "kennengelernt". Nun bin ich so in der Überzeugung, dass meine Tochter (noch) normal ist, sie ist halt... ein Kind.
Sie macht was sie will (dies funktioniert leider nicht in unserer heutigen Welt..), und das finde ich nun nicht unbedingt schlecht. Sie malt z.B. im Moment sehr gern, und ich hab auch gesehen dass ihre Bilder jeden Tag noch schöner geworden sind. Ich unterstütze sie gern, in dem ich ihr viel Zeit dafür gebe. Das ist ja nur ein Beispiel, und gerade dieses Beispiel.. kann sie ja nicht machen, wenn sie später in Schule geht. Sie braucht dann viel mehr Zeit für Mathe, Deutsch, und co, wird dann kaum Zeit mehr für "ihre eigene" Lust haben.. Allein die Gedanke dafür macht mich schon traurig..
Kannst du, Danielle, mir mal erzählen, wie gut deiner Tochter ihre Montessori Schule gefällt? Selbst in Montessori Schule wird ja auch irgendwann die Leistung der Kinder "geprüft", oder, wenn auch in ganz anderem (Montessori-)Sinne? Ich würde mich auch auf weitere Schulen-Erfahrungen von anderen Eltern freuen!
die freien Schulen unterscheiden sich bezüglich ihrer Ausrichtung - von Waldorf über Montessori hin zu demokratischen Schulen. Wie genau die sich unterscheiden, weiß ich auch nicht so genau, ich denke mir nur immer, dass sie sich zumindest deutlich von den Regelschulen unterscheiden.
Wir haben ja großes Glück mit dem Platz gehabt. Ich habe einiges über das Schulsystem gelesen und der Gedanke, mein Kind in diese leistungsorientierte Maschinerie zu schicken, hat mir zunehmend Unbehagen bereitet. Vom Montessori-Konzept bin ich absolut überzeugt und mir gefällt sowohl die Individualität, als auch die Flexibilität. Nach den ersten Wochen kann ich nur sagen: Besser geht es nicht.
Meine Tochter liebt die Schule und es ist unglaublich, wie viel Mühe die sich da geben. Und die Kinder können wirklich ihren Neigungen nachgehen - da muss eben nicht 45 Minuten still gesessen werden - es wird ganz viel in Gruppen gemacht und auch viel Draußen.
Ich denke, es gibt einfach Menschen, die sind von Natur aus gesellig und andere, die wenige, aber tiefe Freundschaften haben. Ich gehöre auch eher zur zweiten Kategorie und ich habe mich noch nie in Menschenmassen (Schule, Kita) wohlgefühlt. Das ist einfach Typsache. Und dass sich eine 4-Jährige noch nicht länger konzentrieren kann, finde ich nicht so ungewöhnlich. Das können manch 6-Jährige auch nicht. Gerade deswegen finde ich es auch so wichtig, dass man nicht unbedingt in so einem straffen Schulkorsett landet, wo unruhige Kinder im Grunde gleich abgestempelt sind.
In unserer Schule können die Kinder zu einem großen Teil entscheiden, was sie machen. Mein Kind kommt morgens und holt erst mal Mathematerial. Ihre Freundin findet Deutsch viel spannender und macht dann eben das. Es gibt natürlich auch Vorgaben und einen Plan - aber das alles ist wirklich sehr flexibel.
Die ersten drei Jahre sind bewertungsfrei - meinetwegen müsste es danach auch keine Noten geben, aber nun ja... Was in jedem Falle deutlich wird: Die Kinder sind auch ohne wirklich total motiviert.