ich habe euren Blog erst vor kurzem entdeckt und konnte bisher nur grob Einblick nehmen. Die Anregungen sind sehr gut und für mein "Stillhirn" nachvollziehbar. Nun hätte ich gerne ein paar Tipps für meine Familie und mich.
Mein Sohn ist knapp 26 Monate und meine Tochter 8,5 Monate. Die Nächte sind sehr anstrengend und die Geduld am Tag knapp. Die größte Energie kostet mich, die Kleine tagsüber schlafen zu legen ohne Störung durch den Größen, in Ruhe zu stillen und kurze Zeit der Kleinen meiner Aufmerksam zu schenken, dass der Größe lange braucht um zu kommen wenn man ihn ruft (zum Wickeln, Anziehen, etc.) sowie das Wegnehmen sämtlicher Spielsachen seiner Schwester aber auch das Drauflegen und sie gefährden. Was könnt ihr mir raten?
Es klingt auf jeden Fall sehr anstrengend! Hast du den Artikel zur Entthronung der Erstgeborenen gelesen?
Was mir sehr geholfen hat, war, zu lernen, das Baby in der Trage zu stillen. Unser dritter Sohn hat tagsüber eigentlich nur in der Trage geschlafen, damit ich die Hände freinfürndie Großen hatte. Wenn du ein weit ausgeschnittenes Shirt an hast, kannst du die Brust dann von oben rausheben und dem Kind in der Trage die Brustwarze in den Mund schieben. Das dürfte bei euch so einiges erleichtern.
Ihr Spielzeug - warum soll er das nicht nehmen? Ihr müsste es dich jetzt noch egal sein? Kämpfe diesen Kampf erst später, wenn ihr durch die Entthronung richtig durch seid. So lange es sie nicht stört, würde ich ihn mit dem Spielzeug von ihr spielen lassen.
Liebe Snowqueen, vielen Dank für deine Antwort. Ich habe etwas länger gebraucht, bis ich den Artikel erneut gelesen habe. Der Tipp mit dem Stillen im Tragen ist sicherlich gut, wenn ich nicht einen blöden Fehler begangen hätte: ich habe mir fest vorgenommen meine Tochter gleich nach der Geburt zu tragen. Allerdings hat sie sehr viel geschlafen, sodass sich es irgendwie eingeschlichen hat, sie ins Bett zu legen und währenddessen den Haushalt zu machen und mich um meinen Sohn zu kümmern. Später habe ich versucht sie zu tragen, aber sie hat stets nur geschrien. Als sie größer wurde habe ich es auch mit einer Tragehilfe am Rücken versucht. Fehlanzeige. Sollte ich aber ein drittes Kind bekommen, mach? ich das von Anfang an besser. Jetzt mit knapp 9 Monaten denke ich nicht, dass ich das noch hinbekomme. Was das Spielzeug betrifft, da hab? ich mich schlecht ausgedrückt. Klar, kann er mit ihren Sachen spielen. Allerdings macht es keinen Unterschied, was sie in der Hand hat: ihr Spielzeug, sein Spielzeug, ein Papier, einen Löffel, etc. alles wird ihr sofort entrissen. Sie hat eigentlich nie etwas womit sie spielen darf. Ich würde schon sagen, dass das sie stört. Immer nur einen Bruchteil einer Sekunde etwas haben zu dürfen ist frustrierend. Ich arbeite gerade hart daran, einerseits mehr Aufmerksamkeit meinem Sohn zu schenken, als auch die Wenn-Dann-Falle zu minimieren ? leider teilweise mit wenig Erfolg. Aber ich bleibe dran. Meine Ruheinseln, wie es im Artikel steht, versuche ich mir trotzdem einigermaßen zu erhalten, weil von denen oft stark meine Kraft abhängen, auch wenn es mittags nur kurz ist. Ich denke, die geben mir so viel Kraft, dass alle etwas davon haben, als wenn ich nur genervt und völlig übermüdet bin. Was mich aktuell aber wirklich wahnsinnig macht, ist, dass er sehr, sehr viel haut und auch beißt. Nicht nur seine Schwester sondern auch den Papa und mich. Oft so fest, dass es mehr als nur weh tut. Manchmal passiert es auch, dass er, wenn er aus unterschiedlichen Gründen weint, sich nicht trösten lassen will. Da bin ich wirklich ratlos.
Hi, ich wollte dir nur kurz schreiben, dass du mit dem spielzeugproblem nicht allein bist! Meine Tochter, fast drei, nimmt meinem Sohn, 13 Monate, auch immer alles gleich weg. Inzwischen meckert er deswegen, aber ausser dass sie es wiedergeben muss, finde ich keinen Hebel. Es wird immer schlimmer. Auch fängt sie an, ihn "ohne Grund" einfach zu schubsen etc. Hier ist oft rambazamba deswegen, Denn so ein verhalten triggert mich ungemein!
Also ich bin sehr gespannt auf Expertenrat hierzu und ich wuensch dir viel Kraft, denn ich weiss wie zehrend das sein kann
ich kenne das auch so gut (meine beiden sind genau 2 Jahre auseinander). Sehr anstrengend sowas für die Nerven. Aber, ich hatte auch mal dazu geschrieben und dann hatte mir snowqueen oder Danielle geschrieben, dass dieses Entreißen von Spielzeug eigentlich ein Stellvertreterding ist, sie würden den Kleinen am liebsten die Mama entreißen...das geht aber nicht. Ich bin sehr sicher, dass das stimmt und dass eigentlich pure Eifersucht und Schmerz dahinter steckt. Mich haben solche aggressiven Situationen auch sehr getriggert und es half mir darüber Gedanken zu machen, warum. Mir ist Gerechtigkeit sehr wichtig und ich fand (bz.finde) es oft so ungerecht, wenn die Kleinen "zurückstecken" müssen. Aber das hilft nicht, um es dem Großen zu vermitteln, was gerecht ist..sie empfinden es eh anders in diesem Alter.
Was mir noch einfällt @FrauBob: Habt Ihr ein Laufstall? Wir hatten so ab 7,8 Monaten ein Laufstall (so ca. bis 13 Monate), und da war dann Spielzeug drin für die Kleine das hat den Großen auch nicht so interessiert.
@ Zaine, vielen Dank für deine Antwort. Es tut immer gut zu lesen, dass man nicht alleine auf weiter Flur ist. Ich hoffe auch eure schwierige Zeit geht bald vorbei und deine Tochter kommt bald in eine andere (hoffentlich angenehmere) Phase bevor dein Sohn in selbige kommt @ hermine vielen Dank auch dir für deine Antwort. Das mit dem Stellvertreterding klingt einleuchtend. Gerade vor 20 min haben mein Mann und ich meinen Sohn zum Schlafen hingelegt und es war ausgemacht, dass zuerst ich ein kurzes Buch mit ihm lese und danach Papa. Mein Mann hat sich mit unserer Tochter mitdazugelegt, was mit einer schallenden Ohrfeige von Seiten meines Sohnes an meine Tochter geendet hat. Wahrscheinlich wollte er aber nur zum Ausdruck bringen, dass jetzt Mama nur für ihn da zu sein hat und mit ihm allein lesen soll. Jetzt weiß ich es und werde in Zukunft allein mit ihm zu lesen. Du hast recht, leider ist das empathische Verständnis in diesem Alter nicht ausgeprägt und Ungerechtigkeiten sind nicht greifbar für die kleinen Großen. Danke auch für den Hinweis mit dem Laufstall. Den haben wir. Leider bringt das nichts, da mein Sohn sich einen Sessel heranzieht und sich dann in den Laufstall dazu wuchtet. Entweder er verletzt dadurch sowieso seine Schwester oder sie bekommt dann entweder wieder etwas entrissen oder bekommt danach ihr Fett ab.
Oje, das klingt wirklich schwierig! Hier das schrieb mir mal snowqueen dazu:
Zitat"Du und dein Sohn, ihr seid in einer Art Tanz gefangen, dessen Choreografie sich über Monate, wenn nicht Jahre, eingeschliffen hat. Du möchtest etwas, er sagt erst einmal pauschal nein, du bleibst eine Weile geduldig und er macht in der Zeit, was er gerne möchte. Dann hast du genug und explodierst bzw benutzt 'wenn-dann' und dein Sohn weiß, jetzt meinst du es ernst und gehorcht widerwillig.
Aus diesem Tanz auszusteigen, ist für euch beide sehr schwierig, weil die richtigen Voraussetzungen fehlen. Bei deinem Sohn haben sich nämlich nun bereits im Gehirn die 'Wenn-Dann'-Nervenbahnen vernetzt (ich nenne sie mal der Einfachheit halber so), d.h. er reagiert erst dann relativ zügig, wenn ihm eine Autoritätsperson eine Konsequenz androht. Dafür kann er jetzt erstmal nichts, er hat es einfach nicht anders gelernt. Was dein Sohn eigentlich möchte, ist echte Entscheidungsfreiheit. Echte. Er möchte nicht zwischen drei von dir ausgewählten Hosen entscheiden, sondern völlig frei, was er anzieht. Und wenn das gerade 'nichts' ist, wäre echte Entscheidungsfreiheit, wenn er ohne Druck oder Gemeckere von dir ohne Hose aus dem Haus gehen könnte, auch, wenn du es vielleicht zu kalt findest. Mittlerweile weiß er allerdings schon, dass er keine echte Entscheidungsfreiheit hat. Deshalb nimmt er, was er kriegen kann: die Entscheidungsfreiheit innerhalb der Zeit, in der du noch 'ruhig und geduldig' wartest. Und da liegt auch euer Dilemma: Weil er eigentlich echte Entscheifungsfreiheit möchte, nutzt er die Zeit, in der du ruhig bleibst und nicht zwingst, komplett aus. Bleibst du 10 Minuten ruhig, bleibt er 10 Minuten ohne Hose, bleibst du 30 Minuten ruhig, bleibt er 30 Minuten nackt. Wenn du es schaffen würdest, einen ganzen Tag lang ruhig zu bleiben, bliebe er wahrscheinlich den ganzen Tag ohne Hose. Aber das passiert ja nicht, weil du das Experiment eben meist schon vorher abbrichst und mit wenn-dann deinen Wunsch durchdrückst. Zu seinem Besten natürlich- mir ist schon klar, dass du so reagierst, wie du reagierst, weil du nicht möchtest, dass ihm kalt wird, oder er krank oder dass die anderen Kinder ihn hänseln. Ich verstehe das total. Und trotzdem beschneidest du so eine echte Entscheidungsfreiheit und bist deshalb im Grunde dafür verantwortlich, dass ihr jeden Tag so miteinander kämpft.
Das Ding ist, dass es für dich ebenfalls fast unmöglich ist, aus diesem Tanz auszusteigen, denn auch bei dir fehlen die Voraussetzungen. Tief im Inneren bist du nämlich nicht davon überzeugt, dass das, was wir hier machen, also wie wir erziehen, funktioniert. Guckst du dir deine Postings auf die vielen hilfreichen Antworten an, dann wird dir auffallen, dass du ziemlich oft: 'Ja, aber....bei uns funktioniert das so nicht.' sagst bzw. meinst. Damit ähnelst du in verblüffender Weise deinem Sohn, der zu jedem deiner Vorschläge den Kopf schüttelt und nein sagt. ? Denn 'Ja, aber bei uns funktioniert das so nicht'. heißt nichts anderes als 'Nein, will ich nicht.' Bitte verstehe mich nicht falsch - ich glaube durchaus, dass du die Vorschläge ausprobiert hast und ich glaube dir auch, dass sie (in dieser kurzen Zeit) nicht funktioniert haben. Das liegt eben daran, dass du nicht mit voller Überzeigung dahinter stehst, sondern insgeheim oder auch unbewusst davon ausgehst, dass sie nicht funktionieren können. Und mit jedem Scheitern kannst du sagen: 'Siehst du, habe ich doch gesagt, es funktioniert bei uns nicht.' und greifst auf altbekannte Mittel wie wenn-dann zurück, welche funktionieren. Leider verschärfst du damit das Problem nur noch, denn je öfter du auf die althergebrachten Mittel zurückgreifst, desto stärker werden sie ins Gehirn deines Sohnes gebrannt.
Es gibt durchaus einen Ausweg, aber ich weiß nicht, ob es dein Weg ist. Ob du das wirklich willst. Denn unsere Erziehung ist (für die Erwachsenen) verdammt anstrengend und sie erreicht keine kurzfristigen Ziele. Sie wirkt erst nach und nach, man sieht die Erfolge nicht sofort und manchmal verzweifelt man deshalb ein wenig.
Wie würde nun ein Ausstieg aus eurem Tanz aussehen? Lass mich ein paar Beispiele geben:
Er möchte keine Hose/Socken/Jacke anziehen: Dann lass ihn. Es ist sein Körper, er allein kann nur einschätzen, ob ihm kalt ist. Nimm eine Hose/Jacke/Socken mit für den Fall, dass er sich unterwegs umentscheidet und gib sie ihm, wenn er danach verlangt. Ohne Kommentar wie 'Ich hab doch gesagt, dass es kalt ist' etc. Einfach geben und gut ists.
Er will getragen werden: Trag ihm ein Stück, er will dir doch nur nah sein. Seit einem Jahr hängt seine Schwester an dir, immer muss er zurückstecken, weil er 'groß' ist, aber das ist er mit 3 doch noch gar nicht. Du musst ihn ja nicht den ganzen Weg tragen, ein paar Meter reichen immer schon. Ich spreche da aus Erfahrung. Wirklich: Sobald du nachgibst und ihn ein wenig trägst und er merkt, er hat den Platz auf deinen Armen nicht verloren (an seine Schwester), sondern darf, wenn er deine Umarmung braucht (Müdigkeit), dorthin zurück, ohne, dass du sauer wirst oder jammerst, wie schwer er ist, wird es 20-minütige Kämpfe zwischen euch nicht mehr geben. Die kleine Schwester ist alt genug, um nicht immer bevorzugt zu werden. Sie kann ein paar Meter im Wagen fahren und jammern, das hält sie aus. Dein Sohn muss wissen, dass er die gleichen Rechte wie seine Schwester hat, sonst denkt er nämlich, du liebst sie mehr, als ihn! (Und hier liegt auch der Grund, warum er ihr alles Spielzeug entreißt. Am liebsten würde er ihr dich entreißen, aber das kann er nicht, deshalb entreißt er ihr das, worüber er die Macht hat.)
Schlafenszeit, aber er hüpft: Meine Vermutung ist, dass er ein Aufmerksamkeitsdefizit hat und sich Nähe mit dir holt, indem er abends Quatsch macht. So musst du immer zu ihm kommen und er hat Zeit mit dir. Das Schimpfen nimmt er in Kauf. Lösung wäre also, im tagsüber viel, viel mehr Aufmerksamkeit zu geben. Lies ihm vor, spiel mit ihm etc. Aber vielleicht hat er genügend Aufmerksamkeit. Auch dann wäre ein Aufdrehen abends nicht ungewöhnlich. Warum darf er denn nicht auf dem Bett hopsen? Das ist doch eine gute Möglichkeit, überschüssige Energie loszuwerden. Er hüpft sich dann halt müde, ist doch super. Es ist eine weit verbreitete, aber überholte Mär, dass es wichtig ist, Kindern abends nur noch ruhige Beschäftigungen zu erlauben. Sie schlafen genauso schnell oder langsam ein, wenn sie nochmal toben durften. Nur fernsehen wirkt sich ungünstig auf den Schlaf aus."
Achja, und zum Thema Ohrfeige/Schlagen: Ich würde da versuchen so ruhig aber so bestimmt wie möglich zu sagen: ich verstehe, dass Du sauer bist, aber wir schlagen nicht. Wenn Du wütend bist, dann hau den Kissen/oder auf die Matratze, aber das tut Deiner Schwester/anderen weh. So versuch ich es meist...es wird aber besser! Mein Sohn ist auch definitiv weniger aggressiv ihr gegenüber als früher. Vor allem, weil sie jetzt auch viel "trotziger" wird, was er mittlerweile voll checkt und mir dann auch hilft (!) und ihr sagt "guck mal, ich habe auch meine Socken angezogen!" (als Bsp.). Das ist echt eine Riesenentwicklung, im Vergleich zu früher. Oder draußen, wenn sie nicht weitergehen will oder was auch immer, dann ist er mittlerweile total geduldig und sagt auch zu ihr, "komm wir gehen nach Hause, da können wir xx machen" oder so. Mittlerweile bedanke ich mich dafür auch bei ihm