ich lese gerade "Liebe und Eigenständigkeit" und bin bewegt und beeindruckt von dem Buch. Mit dem Buch und eurem Blog im Kopf stolperte ich die Tage in ein Gespräch mit meiner Schwester. Meine Nichte kommt jetzt zur Schule, und dort wird - wie in vielen anderen Schulen auch - zunächst keine Rechtschreibung gelehrt, sondern die Kinder schreiben wie sie es hören und der Rest soll dann später kommen. Meine Schwester findet das schier unmöglich und will von Anfang an mit meiner Nichte täglich die richtige Rechtschreibung üben. Ich denke nach obiger Lektüre, dass das doch sicher eine Menge Druck ausübt aus das Kind? Das ist ja eine Art Nachhilfe von Anfang an. Zusätzlich wurde diese Schreiben-lernen-Methode ja nicht eingeführt, weil alle Lehrer keine Lust mehr aufs Rechtschreibung unterrichten haben, sondern erfahrene Pädagogen haben sich was dabei gedacht. Ich weiß, dass meine Schwester ihre ganze Schullaufbahn sehr unter ihren damals erzielten schlechten Noten gelitten hat, und sie hat nur Gutes im Kopf wenn sie ihre Tochter jetzt von Anfang an unterstützen will, aber ich habe Angst, dass sie das Gegenteil erreicht. Was wäre ein guter Weg, die Kleine zu unterstützen? Viele liebe Grüße!
Zitat von FinniWas wäre ein guter Weg, die Kleine zu unterstützen?
ohne praktische Erfahrung zu haben: das Kind lesen lassen. Es gibt so viele Bücher für Erstleser, da lernt das Kind dann direkt, wie die Worte richtig geschrieben werden.
Bei mir und meiner Tochter ist es ja noch lange hin bis zu dem Thema, aber diese Lautschrift in der Grundschule ist etwas mit dem ich mich gedanklich so gar nicht anfreunden kann. Erhöht sich dadurch nicht eher der Druck später auf einer weiterführenden Schule?
Ich habe viele Jahre in einem kleinen Ort gelebt, in dem man noch "Platt schwätzt". Fast ausnahmslos alle Kinder die aus diesem Ort aufs Gymnasium in die nächste Stadt gewechselt sind, hatten massive Probleme im Fach Deutsch aufgrund der Rechtschreibung. Und wenn ich sehe welchen Wert die Rechtschreibung bei den Jugendlichen auf Facebook z.B. hat, dann weiß ich ehrlich nicht, ob ich es für meine Tochter nicht besser finden würde, wenn gleich darauf geachtet wird. Es hilft doch auch beim Erlesen neuer, noch unbekannnter Worte z.B.
Bin gespannt wie ich (als Nichtpädagoge) das in 4 Jahren sehe
Also ich kann Deine Schwester gut verstehen, diese Methode des Schreiben lernens ist sehr umstritten. Und viele Kinder die danach unterrichtet werden haben große Schwierigkeiten, wenn sie sich dann auf die "richtige" Rechschreibung umstellen müssen. Das ist meistens so ab der dritten Klasse der Fall. Ich finde nichts problematisches daran, wenn man sein Kind parallel darin unterstützt schreiben zu lernen. Erst mal lesen zu lernen ist dafür sehr gut geeignet. Uns trifft das Thema auch erst in ein paar Jahren, aber ich würde versuchen, dem Kind bestimmte Grundregeln der Schriftsprache möglichst spielerisch zu vermitteln. Es muss ja nicht jeden Nachmittag 30 Minuten schreiben üben sein.
Ich war als Springkraft in vielen Schulen in meiner Stadt unterwegs (Behindertenbereich nicht Lehrkraft, aber immer i-Klassen) und konnte mich auch nie mit diesem Konzept anfreunden. Mir ist eine einzige Schule begegnet in der die Lehrerin geschriebenes hinterher wortlos korrigiert hat. Das mochte ich sehr. Es gab kein besonderes Augenmerk darauf und es wurde überhaupt kein Druck ausgeübt und dennoch hatte das Kind hinterher die korrekte Schreibweise vor Augen.
Auch wenn es bei uns noch einige Jahre hin ist, beäuge ich dieses Konzept ebenfalls kritisch.
Ich habe die Rechtschreibung noch sehr vehement lernen müssen (fast jede Woche gab es Diktate mit schwierigen Wörtern/Verwechsulungen, die wir vorher lernen mussten und dann schreiben). Dazu habe ich aber auch immer sehr viel gelesen.
Und ich würde behaupten, dass es nicht geschadet hat, im Gegenteil: Ich beherrsche die deutsche Rechtschreibung nahezu fehlerfrei (ich wette, hier schleicht sich jetzt bestimmt einer ein ) und auch in den Fremdsprachen ist mir das Erlernen der Schreibung leicht gefallen.
Ich sehe keine großen Vorteile darin außer vielleicht, dass die Kinder früher selber schreiben und vielleicht mehr Freude daran entwickeln als wenn sie immer korrigiert würden.
Ich werde aber mal meine Schwägerin fragen, sie ist Grundschullehrerin, was sie davon hält.